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SONNTAGS um zehn: Taufe mit Tauchgang

Die Baptistengemeinde Steglitz fordert vollen Körpereinsatz.

„Sonntags um zehn“ steht auf dem Transparent an der Außenmauer der kleinen Baptistenkirche in der Steglitzer Rothenburgstraße. Die Gemeinde wirbt damit für ihre Gottesdienste. Doch wer erst um zehn kommt, hat schlechte Karten: Schon eine halbe Stunde vorher strömen die Menschen in den eher schlichten Bau aus den 60er Jahren. Alte Bekannte begrüßen sich, Freunde winken sich zu, es herrscht eine herzliche Atmosphäre. Selbst der Fremde wird irgendwann von Gemeindegliedern angesprochen. Und als ein kleiner Junge die Kerze am Adventskranz anzündet und die ganze Gemeinde „Wir sagen Euch an den lieben Advent“ singt, ist die kleine Kirche voll besetzt.

Die ersten Minuten des Gottesdienstes gehören den Kindern. Mit einem Plüschesel auf dem Arm spricht Pastor Matthias Walter zu ihnen. So wie früher wohl auch zu Leonhard, Lotta und Martha. Drei Jugendlichen, die sich im Gottesdienst taufen und in die rund 300 Mitglieder zählende Gemeinde aufnehmen ließen. In einer Art Bademantel saßen sie gestern im Gotteshaus: Denn während in vielen Kirchen dem Täufling nur einige Tropfen Wasser auf die Stirn gesprenkelt werden, pflegen die Baptisten eine andere Tradition: Sie taufen keine Kinder, nur Erwachsene, die sich zu ihrem Glauben bekennen. Und sie machen es mit vollem Körpereinsatz. Während ein Chor singt, steigt Matthias Walter gemeinsam mit den Täuflingen in ein Wasserbecken. Die Mutter oder der Vater der Jugendlichen verlasen einen Bibelvers. Und mit einem großen Platsch tauchte der Pastor die Täuflinge unter. Zuvor hatte Walter in seiner Predigt erklärt, worum es bei der Taufe geht. „Auf dem Weg durchs Leben nehmen wir immer wieder Dinge mit“, sagte Walter. „Was auf den Wegen war, heftet sich an Haut und Haar, Seele und Geist, es macht uns zu denen, die wir sind.“ Die Täuflinge ließen nun Gott in ihr Leben einziehen. „Mit eurer Taufe habt ihr eine neue Herkunft“, sagte er zu den Täuflingen. „Ihr seid auch und vor allem Gottes Kinder.“ Die Taufe bedeute, dass „Gott sein Ja auch zu euch sagt“.

Und nachdem die Gemeindeglieder die drei Jugendlichen gebührend beglückwünschten und gemeinsam das Abendmahl gefeiert wurde, wurde im Gottesdienst noch einmal deutlich, was in Steglitz Gemeinde heißt: Gemeinsam beteten die Christen für Menschen aus ihren Reihen, die gerade in einem Krankenhaus liegen. Geburtstagskindern wurde im Gottesdienst ebenso gratuliert wie Menschen, deren Taufe in diesem Jahr fünf, fünfzig oder 75 Jahre zurücklag. Denn die Kirche in der Rothenburgstraße will eine lebendige Gemeinschaft engagierter Christen sein. Woche für Woche, sonntags um zehn. Benjamin Lassiwe

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