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SONNTAGS um zehn: Vom Glanz der Kindheit zehren

Aus der evangelischen Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche

In Berlin wurde nicht nur für Kaiser Wilhelm I. eine Gedächtniskirche gebaut, sondern auch für dessen Sohn Kaiser Friedrich III. – das wissen wohl nicht sehr viele. Friedrichs Regentschaft währte mit 99 Tagen ja auch nur kurz: 1888 starb er noch nicht mal 57-jährig. Die heutige, ihm gewidmete Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche ist so alt wie das umliegende Hansaviertel. 1957 entstand sie auf den Fundamenten des ursprünglichen, im Krieg zerstörten Gotteshauses.

Vor der zwölf Meter hohen Mosaikwand am Altar hielt gestern Pfarrer Jürgen Willms seiner Gemeinde einen Spiegel vor. Man solle darin nicht nur die Nüchternheit seines erwachsenen Alltags sehen, sondern ebenso verschüttete Erinnerungen an den strahlenden Glanz der Kindheit, wollte er den Zuhörern vermitteln. Ausgehend von dem Kapitel im Matthäus-Evangelium, in dem das Himmelreich mit einem verborgenen Schatz im Acker oder einer köstlichen Perle verglichen wird, für deren Besitz ein Mensch alles, was er hat, verkauft.

Anrühren solle uns diese Geschichte scheinbarer Unvernunft und an die kindliche Zeit erinnern, in der eine Muschel am Strand den größten Schatz der Welt bedeutete, wir noch nicht alles nach Wert berechneten. Jesus lade uns ein, diese Sternstunden zu bewahren, damit das unwahrscheinlich Gewordene wieder Kraft habe, sagte der Pfarrer. Es gehe nicht um Wert, sondern um den Glanz, den das Leben auch berge. Er berief sich dann in seiner Predigt auch auf Albert Einstein. Das herrlichste und tiefste Gefühl sei die mystische Empfindung, habe dieser gesagt. Wer nicht mehr fühlen könne, sei ein toter Mensch. Jesus aber wolle, dass wir fühlen. Fühlen, dass das Himmelreich, die Vollendung unseres Lebens, uns entgegenkommt. Darüber konnte, wer mochte, sich anschließend noch im Kirchgarten austauschen. hema

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