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SONNTAGS um zehn: Wie Hände trösten

Zu Besuch bei den Kamillianern am Klausnerplatz.

Steile Stufen führen hinauf zum Eingang der St.-Kamillus-Kirche am Klausnerplatz. Hier, hinter den dicken Wänden der in die Häuserfront eingebauten Kirche, sind Kälte und Schnee weit weg. Lichtdurchflutet und warm ist die Kirche, in der sich rund 80 Katholiken aus dem Charlottenburger Kiez zum Gottesdienst versammelt haben.

In seiner Predigt spricht Pater Jan Szubinski an diesem Sonntag über Heilungsgeschichten in der Bibel. Der Pater erzählt davon, wie Jesus Kranken seine Hand aufgelegt hat. „Menschen brauchen lebensnotwendig das gute Wort, aber sie brauchen genauso die Berührung durch eine tröstende oder aufrichtende Hand“, sagt der Geistliche. „Vielleicht wäre es ja gar nicht schlecht, ein wenig daran zu erinnern, welche Wertschätzung die menschliche Hand hat.“

Der Pole gehört der Ordensgemeinschaft der Kamillianer an. In den frühen 20er Jahren ließ sich der Orden, der nach dem Gründer Camillus von Lellis (1550-1614) benannt ist, in Berlin nieder. Weltweit gibt es heute rund 1000 Ordensangehörige, in Berlin leben noch vier Brüder. Allesamt kommen sie aus Polen. Auf ihr schwarzes Ordensgewand ist ein großes rotes Kreuz genäht, das Erkennungszeichen ihres Ordens. Wie schon ihr Ordensgründer kümmern sich die Brüder heute besonders um kranke und alte Menschen.

„Wir wohnen mit den Kranken unter einem Dach“, sagt der Ordensbruder Waclaw Mróz, der an diesem Morgen den Küsterdienst versieht. Die Kirche, zu der neben dem Kloster auch ein Altersheim sowie ein Kindergarten gehören, gibt es seit dem Jahr 1932. Mit einer Hand zeigt Mróz auf eine Schwingtür unterhalb der Empore. Dahinter führt ein Fahrstuhl in die Etagen über der Kirche. Dort befindet sich das Seniorenheim, wo heute etwa 40 Bewohner leben.

Gegen Ende des Gottesdienstes wird Eucharistie gefeiert. Zwei Mädchen tragen den Abendmahlskelch zum Altar. Szubinski holt die Hostien aus dem Tabernakel. Ein Messdiener schlägt ein Glockenspiel. Während der Priester die Einsetzungsworte spricht, kniet die Gemeinde. Dann treten die Gläubigen nach vorn. Vor dem Altar bildet sich eine lange Schlange. Unterdessen geht Klosterbruder Mróz ins Seitenschiff, wo mehrere Frauen im Rollstuhl sitzen. Ihnen bringt er das Abendmahl.

Nach der Messe verlassen die Gläubigen das Gotteshaus, gehen hinaus in die Kälte. Die Heimbewohner jedoch haben Glück: Der Aufzug bringt sie direkt zurück in ihre Zimmer. Barbara Schneider

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