zum Hauptinhalt

Berlin: Sony bleibt – und will mehr Flüge Unterhaltungskonzern weist Bericht über Abzug der Europazentrale vom Potsdamer Platz zurück

Der Sony-Konzern will seine Europa-Geschäfte auch weiterhin vom Potsdamer Platz aus lenken. „Wir erwägen keinen Rückzug aus Berlin“, sagte Unternehmenssprecher Aldo Liguori dem Tagesspiegel am Montag.

Der Sony-Konzern will seine Europa-Geschäfte auch weiterhin vom Potsdamer Platz aus lenken. „Wir erwägen keinen Rückzug aus Berlin“, sagte Unternehmenssprecher Aldo Liguori dem Tagesspiegel am Montag. Er wies damit einen „Focus“-Bericht vom Wochenende als unzutreffend zurück. Die Zeitschrift hatte berichtet, der Elektronik- und Unterhaltungskonzern wolle sich wegen der schlechten Verkehrsanbindung aus der Hauptstadt zurückziehen. Aldo Liguori bestätigte allerdings, dass der Konzern unzufrieden mit der Fluganbindung Berlins ist. Deswegen habe die japanische Geschäftsführung in den vergangenen Wochen an Vertreter von Bundes- und Landesregierung appelliert, „rechtzeitige Vorkehrungen zur Verbesserung der Infrastruktur in Berlin zu treffen“.

Viele der insgesamt rund 550 Beschäftigten der Berliner Europazentrale sowie von Sony Music Entertainment und der Unternehmenstochter Columbia Tristar Film reisen ständig per Flugzeug von und nach Berlin und verlieren wegen des Umsteigens jedes Mal wertvolle Zeit, beklagt der Sprecher. „Uns fehlen Direktflüge zu den wichtigsten Zielorten wie Tokyo, New York, Los Angeles, aber auch nach Peking, Singapur, Shanghai und in andere asiatische Städte“, sagte Liguori. Zur Unternehmensphilosophie von Sony gehöre es, ständig mobil zu sein. „Dafür brauchen wir eine Vielzahl direkter Flüge tagsüber, aus denen wir wählen können, um schnell hin- und herzufliegen.“

Bis wann Sony von Berlin einen Ausbau der internationalen Anbindung erwartet, wollte der Unternehmenssprecher nicht sagen. „Wir haben kein Ultimatum gestellt, bis wann eine Verbesserung stattgefunden haben muss.“ Der Konzernleitung sei schon beim Umzug von Köln nach Berlin 1999 bewusst gewesen, dass es immer schwierig sei, „grundlegende Infrastrukturen in einer Stadt zu ändern“. Gefragt, ob man im Zweifel auch noch mehrere Jahre auf eine bessere Anbindung warten würde, bevor ein Rückzug aus der Stadt droht, sagte der Sprecher nur: „Soweit ich es heute sagen kann, erwägen wir keinen Rückzug aus Berlin.“

Dass die Gerüchte möglicherweise auch mit schlechten Umsätzen des Konzerns zu tun haben könnten, weist Aldo Liguori entschieden zurück: „Seit dem Umzug nach Berlin ist unser Umsatz ständig gestiegen.“ Ob und in welchem Maße dies mit dem neuen Standort zusammenhänge, sei zwar nicht zu messen. Es stehe allerdings außer Frage, dass das Sony Center am Potsdamer Platz ein „Wahrzeichen“ geworden sei, das dem Unternehmen ein sehr positives Image verschafft habe. Gerade durch Aktionen wie die Übertragung der Fußball-WM auf einer Großleinwand im vergangenen Sommer habe Sony viel zusätzliche öffentliche Aufmerksamkeit bekommen, die natürlich auch wirtschaftlich positiv sei. Mit seinen deutschlandweit rund 1100 Mitarbeitern setzte Sony nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2001/2002 rund 1,32 Milliarden Euro um. Zahlen nur für den Berliner Sitz würden nicht extra erfasst, sagt Liguori. Gerüchte, denen zufolge Sony ursprünglich deutlich mehr als die jetzt am Potsdamer Platz sitzenden 550 Mitarbeiter und weitere Abteilungen an die Spree holen wollte, dies aber später aus wirtschaftlichen Erwägungen fallen ließ, weist der Sprecher zurück. „Mehr Engagement in Berlin war nie vorgesehen.“

Negative Schlagzeilen hatte das Sony Center zuletzt Anfang 2001 verursacht. Damals schloss der Konzern überraschend die erst ein Jahr zuvor eröffnete „Music Box“ im Keller der Europazentrale, weil sich der Mini-Freizeitpark nicht wie erwartet entwickelt hatte. Einen Vorboten für eine generelle Enttäuschung der in Berlin gesetzten Erwartungen will Sprecher Liguori im Aus für die Music Box allerdings nicht sehen. Das Projekt war für ihn kein Misserfolg, sondern ein „erfolgreicher Testlauf“. Dass die Räume unter dem Cine-Star-Kino nicht, wie anfangs angekündigt, schon „bald“ nach dem Auszug der Music Box wieder genutzt wurden, sondern bis heute leer stehen, liegt Liguori zufolge schlicht daran, dass man noch nicht die „beste Lösung“ für die Weiternutzung der Räume gefunden habe.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false