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Unser Autor findet, die Ossis könnten ruhig ein bisschen Dankbarkeit für die Wiedervereinigung zeigen. Da könnte man doch mal ein Fähnchen schwingen!

© dapd

Sowjetdenkmal im Tiergarten: Panzer im Herbst

Am Tag der Deutschen Einheit feiern wir, dass die "Die Mauer muss weg!"-Rufe erfolgreich waren. Und das haben die Wessis nun davon: Eine gestohlene Stunde Frühling und einen Panzer, den man vor seinen natürlichen Fressfeinden beschützen muss.

Die Ossis haben von der Wiedervereinigung auch zeitlich profitiert: Anfang Oktober, wenn das Wetter jederzeit von Spätsommer auf Fastwinter umschlagen kann, ist ein um vier Tage vorverlegter Nationalfeiertag ein ähnlich großer Gewinn wie die Verfügbarkeit von Südfrüchten. Für Wessis dagegen war die Wiedervereinigung ein schlechtes Geschäft wie die Einführung der Sommerzeit: Den freien 17. Juni gegen den 3. Oktober zu tauschen, ist fast so ärgerlich wie die alljährlich gestohlene Frühlingsstunde, die man dann zusammen mit dem letzten nassen Laub zurückbekommt.

Angefangen hat alles damit, dass sehr viele Leute „Die Mauer muss weg!“ gerufen haben. Dann war sie weg – und ihre letzten Fragmente wie das am Martin-Gropius-Bau sind derart vom Aussterben bedroht, dass ein Zaun sie vor ihren Fressfeinden (Touristen!) schützen muss. Dabei hatte niemand je die Absicht, einen Zaun für die Mauer zu errichten.

Ähnlich ironisch meint es das Schicksal mit den sowjetischen Panzern im Tiergarten, die wohl bald auf ähnliche Art gegen touristische Angriffe verteidigt werden.

Ist aber auch ein schönes Ausflugsziel, der Tiergarten – zumal bei diesem Wetter, das ja jetzt jederzeit…

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