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Berlin: Sozialämter sollen Arbeitslose vermitteln

Die Partner der voraussichtlichen "Ampelkoalition" in Berlin wollen in den nächsten fünf Jahren 30 000 Sozialhilfeempfänger zu Arbeitnehmern machen. Das wäre ungefähr ein Drittel der erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger in Berlin.

Die Partner der voraussichtlichen "Ampelkoalition" in Berlin wollen in den nächsten fünf Jahren 30 000 Sozialhilfeempfänger zu Arbeitnehmern machen. Das wäre ungefähr ein Drittel der erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger in Berlin. Erhofft werden so Einsparungen von einer Milliarde Mark. Erreicht werden soll dies durch bessere Betreuung der Betroffenen und eine enge Zusammenarbeit von Sozial- und Arbeitsämtern.

Vorbild sind die Sozialämter Treptow-Köpenick und Weißensee, wo die arbeitsfähigen Hilfeempfänger nach dem "Kölner Modell" von eigens qualifizierten "Fallmanagern" beraten werden. Diese erstellen für jeden Einzelnen einen auf ihn abgestimmten Hilfeplan. Ziel ist die Vermittlung von Arbeitslosen in Jobs bei Unternehmen - oder auch bei Beschäftigungsgesellschaften oder in AB-Maßnahmen. Das Sozialamt übernimmt Lohnkostenzuschüsse von monatlich 1400 Mark brutto - etwa die Höhe des Sozialhilfesatzes -, jedoch nur für ein Jahr. Anschließend spart das Sozialamt, weil der Beschäftigte entweder in seinem Job bleibt oder Arbeitslosenunterstützung erhält.

Der Sozialamtsleiter von Treptow-Köpenick, Jens Meißner, sagt, dass sich die Vermittlungsrate bei jugendlichen Sozialhilfeempfängern bis 25 Jahre seit der Einführung des Modells Anfang Oktober 2000 mehr als verdoppelt habe. Statt 300 im Jahr konnten nun mehr als 600 untergebracht werden; 166 von ihnen sogar auf dem ersten Arbeitsmarkt und ohne Lohnkostenzuschüsse. Jugendlichen, die sich weigerten, wurde die Sozialhilfe gestrichen. Damit nahmen so gut wie alle jungen erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger des Bezirks an dem Programm teil. Wie viel Geld das Sozialamt Treptow-Köpenick dadurch eingespart hat, wird erst die Abrechnung zum Jahresende ergeben. Meißner erwartet aber, dass die so freigewordenen Mittel ihm die Einstellung weiterer Fallmanager erlauben; das sei mit der Senatssozialverwaltung abgesprochen. Ein Fallmanager betreut lediglich 60 Hilfeempfänger, gegenüber 140, die der "normale" Sozialbeamte zu verwalten hat. Um alle 2000 arbeitsfähigen Bezieher von Sozialhilfe im Bezirk in das Programm zu übernehmen, bräuchte Meißner zu den zehn vorhandenen Fallmanagern also zwei Dutzend weitere.

Das Sozialamt Weißensee (jetzt Pankow), das bereits seit zwei Jahren mit dem Kölner Modell arbeitet, konnte so 950 Betroffene in Arbeit vermitteln und 5,9 Millionen Mark sparen. Die fünf Fallmanager entstammten dem Personalüberhang des Bezirks. Pankow ist auch Vorreiter in einer weitergehenden Kooperation von Sozial- und Arbeitsamt. Im Rahmen eines bundesweiten Modellversuchs wird Anfang Januar ein gemeinsames Leistungs- und Vermittlungszentrum mit Beschäftigten beider Ämter eingerichtet. 1000 Pankower mit Anspruch auf Arbeitslosen- und ergänzender Sozialhilfe sollen dort betreut werden.

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