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Harte Zeiten. Obdachlose brauchen Unterstützung. Diesem Mann bringt die Kältehilfe gerade Kleidung vorbei.

© dpa/Maurizio Gambarini

Sozialentwicklung: Kaum noch Platz für Obdachlose

Der Senat bestätigt den Mangel an Unterkünften. Als Grund gelten vor allem Veränderungen im Wohnungsmarkt: Es gibt weniger Fluktuation – und in begehrten Innenstadtlagen bauen Investoren fast nur noch Luxusquartiere.

Den Berliner Sozialämtern fällt es immer schwerer, Wohnungen oder Heimplätze für Obdachlose zu finden. Die Senatssozialverwaltung bestätigte am Freitag, dass die „Berliner Unterbringungsleitstelle“ (BUL) des Landesamts für Gesundheit und Soziales den Bezirken oft keine freien Plätze mehr melden könne. Ein Grund dafür seien Veränderungen auf dem Wohnungsmarkt wie die „geringere Fluktuation“, sagte Sprecherin Franciska Obermeyer. Die BUL verwaltet 5100 Plätze für Wohnungslose und 500 für Asylbewerber und Flüchtlinge. Betrieben werden Wohnheime in der Regel von freien Sozialhilfeträgern.

Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) beklagt, wie berichtet, eine „katastrophale Situation“. Als „totaler Fehlschlag“ hätten sich Gespräche mit Betreibern von Hostels und Pensionen erwiesen: Diese hätten auf schlechte Erfahrungen mit Obdachlosen verwiesen oder mitgeteilt, ihre Häuser seien ausgebucht. Nun prüfe man Angebote privater Wohnungseigentümer, müsse dabei aber baurechtliche Fragen beachten. Zudem verhandele man mit dem Insolvenzverwalter der Treberhilfe darüber, ob Einrichtungen des Vereins „aus der Insolvenzmasse herausgelöst“ werden können.

Die Sozialverwaltung plant, die Zahl der Notübernachtungsplätze in der Kältehilfe von 415 auf 500 aufzustocken. Doch nicht nur im Winter gibt es Probleme. Schon seit eineinhalb Jahren seien Unterkünfte für Obdachlose „sehr knapp“, sagt Ekkehard Hayner, Bereichsleiter für die Wohnungsnotfallhilfe bei der gemeinnützigen Gesellschaft „Gebewo – Soziale Dienste“. Diese betreibt mehrere Wohnheime, darunter eines in Charlottenburg.

Auch Hayner sieht eine Ursache der Probleme darin, dass Wohnungsmieter seltener um- oder wegzögen. Außerdem „liegt der Wohnungsmarkt darnieder“. Für die Unterbringung von Obdachlosen liege die Obergrenze der Nettokaltmiete bei 7,36 Euro pro Quadratmeter. Von Investoren höre er, dass sich Neubauten erst ab einer Miete von 8,50 Euro je Quadratmeter lohnten.

In der City West entstehen fast nur noch Luxuswohnungen wie im alten Haus Cumberland. Zu den wenigen Ausnahmen zählt Baustadtrat Marc Schulte (SPD) einen Neubau in der Sömmeringstraße mit „bezahlbaren“ Wohnungen. Laut Engelmann verstärken Zuzügler aus Osteuropa die Platznot: Vor allem aus dem Baltikum kämen viele Menschen, ohne in Berlin einen Wohnsitz zu haben. Sie wüssten wohl, dass die Bezirke ihnen helfen müssen. Stadtweit steigen zudem die Asylbewerberzahlen. Auch dadurch gibt es weniger Plätze für Berliner, die ihre Wohnung etwa durch eine Zwangsräumung verloren haben.

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