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Berlin: Sozialisten bilden Telefonkette zum Friedens-Parteitag Wie die PDS am Tag X zur Sondersitzung zusammenkommen will

Stell Dir vor, es ist Krieg – und kein Genosse kommt zum Sonderparteitag. Ein Horrorszenario für die Friedenspartei PDS!

Von Sabine Beikler

Stell Dir vor, es ist Krieg – und kein Genosse kommt zum Sonderparteitag. Ein Horrorszenario für die Friedenspartei PDS! Als die Berliner PDS auf ihrem jüngsten Parteitag über die Irak-Krise debattierte, beschloss die Partei: Im Falle eines „US-amerikanischen Angriffskriegs“ gegen den Irak am Tag X findet eine Sondersitzung für alle Berliner und Brandenburger Delegierten statt. In Berlin, am Tag X,um 20 Uhr, aber wo genau, das war die große Frage. Und damit auch der letzte Genosse aus der Uckermark weiß, ob der Tag X auch wirklich der Tag X ist, laufen ausgeklügelte Vorbereitungen auf Hochtouren. Am Anfang der stabsmäßigen Planung steht die Beobachtungsgabe zweier Menschen, die in der Nacht auf Donnerstag vor dem Fernseher Posten beziehen: Stefan Liebich in Berlin, und Brandenburgs Parteichef Ralf Christoffers in Schönow.

Die Definition des Tages X ist einfach: Sollten bis neun Uhr am Morgen des Tages Kampfhandlungen im Irak vermeldet worden sein, ist Tag X herangebrochen. In diesem Fall werden Liebich und Christoffers telefonieren, den Tag X parteiintern ausrufen, und dann werden die beiden Landesgeschäftsführer miteinander sprechen. Bis dahin muss Berlins Landesgeschäftsführer Carsten Schatz den Ort für den Parteitag fest gebucht haben: entweder das Haus am Köllnischen Park oder einen Saal im Bezirksamt Prenzlauer Berg.

Alle 200 Brandenburger Delegierten, darunter 18 Kreisvorsitzende, und die 147 Berliner Delegierten sind schriftlich informiert worden, sich am Tag X umgehend in den Landesgeschäftsstellen zu melden. Und dann laufen die Telefonketten an: Uckermarks Kreischefin Irene Wolff ruft die restlichen drei Delegierten aus der Region an, Sandra Brunner aus Pankow oder Ernst Welters aus Treptow-Köpenick wiederum informieren andere Parteifreunde. Allgemeiner Treffpunkt ist 18 Uhr an der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz. „Wir wollen die Friedensbewegung unterstützen“, sagen Liebich und Christoffers. Der Parteitag beginnt um 20 Uhr. Dass Ellen Brombacher von der Kommunistischen Plattform kritisiert, der Zeitplan sei zu eng, um sich mit der „delegierenden Basis“ zu beraten, kann kein Genosse verstehen: Wer jetzt erst anfängt, sich über den Krieg auseinander zu setzen – dem sei nicht mehr zu helfen.

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