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Berlin: Spät, aber heftig: Mit der Birkenblüte kommen die Pollen Ärzte raten, besonders Kinder vorbeugend zu schützen

Wenn die Allergie erstmal da ist, ist es zu spät

Blauer Himmel, Sonnenschein, Sommertemperaturen – der Frühling hat Einzug gehalten in der Stadt. Hunderttausende Berliner können sich darüber allerdings nicht uneingeschränkt freuen: Allergiker. Für sie brechen schwere Tage an. Denn die Birkenpollen kommen dieses Jahr spät, aber dafür gewaltig. „Bis Ostern wird die Pollenbelastung in diesem Jahr extrem hoch“, warnt Diplom-Meteorologe Thomas Dümmel von der Freien Universität. Er erwarte rund 4000 Pollen pro Kubikmeter Luft. Der lange Winter habe die Blüte verzögert, und nun werde sie „explosionsartig“ kommen. „Birken reagieren sehr sensibel auf Wärme, und sobald es keinen Nachtfrost mehr gibt, geht es bei denen los“, so Dümmel. Bis Ostern soll es trocken, warm und sonnig bleiben – so wird der Wind besonders viele Pollen in der Stadt verteilen, und kein Regen wird sie in den Boden waschen.

Wer sich schützen will, muss jetzt vorbeugende Medikamente einnehmen, raten Ärzte. „Wenn die allergische Reaktion erst mal läuft, ist es zu spät“, sagte der Kinderarzt und Allergologe Michael Silbermann gestern. Er warnte außerdem davor, einen Heuschnupfen unbehandelt zu lassen. In vielen Fällen entwickele sich durch einen „Etagenwechsel“ aus einer Pollenallergie chronisches Asthma. Weil zunehmend Kinder an Heuschnupfen erkranken, sollten Eltern schon jetzt die nötigen Medikamente verabreichen, damit die Allergie erst gar nicht ausbrechen kann, rät Silbermann. Schon 17 Prozent der Zehnjährigen haben Heuschnupfen und reagieren sensibel auf Pollen. Silbermann warnt davor, die Beschwerden auf die leichte Schulter zu nehmen. „Denn etwa 40 Prozent aller Menschen mit Heuschnupfen, die die Symptome nicht rechtzeitig behandeln lassen, bekommen in der Folge Asthma.“ Dann lassen die Pollen nicht mehr nur die Schleimhäute in Nase und Rachenraum anschwellen, sondern auch tief in den Bronchien der Lunge. Dauerhafte schwere Atembeschwerden sind die Folge. Rund ein Drittel aller Berliner leidet unter einer Allergie – die Hälfte davon sind gegen Gräser oder Pollen allergisch.

Von den 412 578 Berliner Straßenbäumen sind nur 3,4 Prozent Birken. Sie verbreiten ihre Pollen praktisch überallhin. Selbst wenn man alle Birken des Berliner Stadtgebiets abholzen würde, brächte das keine Linderung, denn die Pollen können hunderte von Kilometern zurücklegen. Nach Dümmels Angaben wurden sogar schon Pollen auf einer Bohrinsel in der Nordsee nachgewiesen.

Der Pollendienst der FU mit täglich aktualisierten Angaben hat die Faxabruf-Nummer 0190-770 247. Telefonische Pollen-Ansagen gibt es unter 0190-270 643. Im Internet gibt es Warnungen für Allergiker unter www.allergie-info.de oder www.mc-wetter.de .

Annette Kögel, Fatina Keilani

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