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Berlin: Späte Botschaft

VON TAG ZU TAG Ulrich ZawatkaGerlach über die Zuträger interessanter Nachrichten Der Job, den Pheidippides erledigen musste, war ziemlich undankbar. In Marathon hatte man ihn losgeschickt, um den Sieg über die Perser zu verkünden.

VON TAG ZU TAG

Ulrich ZawatkaGerlach über die Zuträger interessanter Nachrichten

Der Job, den Pheidippides erledigen musste, war ziemlich undankbar. In Marathon hatte man ihn losgeschickt, um den Sieg über die Perser zu verkünden. Stunden später konnte er seine Botschaft in Athen gerade noch atemlos unter die Leute bringen, dann brach er tot zusammen. Immerhin hat ihn der Dauerlauf berühmt gemacht. Das könnte doch Ansporn für manches wackere CDU-Mitglied sein, sich mit spannenden Nachrichten nach vorn zu drängen.

Von wegen! Niemanden sahen wir – am Donnerstag oder Freitag letzter Woche – als fliegenden Boten durch die Hauptstadt eilen, um den nahenden Rücktritt Frank Steffels zu verkünden. Der Tod wäre ihm gewiss erspart geblieben. Schließlich sind die Menschen heutzutage gut durchtrainiert; beim Berlin-Marathon laufen fast alle mit. Es muss einen anderen Grund geben, der wissende Christdemokraten daran gehindert hat, auf den Marktplatz zu stolpern und mit letzter Kraft zu rufen: Hier, ich, ich… Ich habe es als Erster gewusst! Oder doch wenigstens als Zweiter. Sogar einen dritten Platz hätten wir noch vergeben. Aber: Nichts dergleichen geschah. Wollte etwa niemand in den Verdacht geraten, frühzeitig eingeweiht gewesen zu sein in Steffels Nicht-Sieg gegen die Kurth’schen Jubelperser? Wollte niemand mehr des Fraktionschefs eilender Bote sein? So weit ist es schon gekommen…

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