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Berlin: Spandau in Feierlaune: Jubiläum nach Jubiläum

Bezirk feiert nächstes Jahr 775. Geburtstag – obwohl 1997 schon der 800. begangen wurde

In Spandau gehen die Uhren anders. Um den Bezirk ordentlich in Szene zu setzen, dreht man die Zeit schon einmal zurück. So schafften es die Spandauer, 1997 – nur 15 Jahre nach der großen 750-Jahr-Feier – bereits das 800. Stadtjubiläum zu zelebrieren. Gab es schon damals Erstaunen, ist die Verwunderung jetzt komplett. Denn im kommenden Jahr wird nun wiederum zum 775. Geburtstag geblasen.

Der Hintergrund für die ungewöhnlichen Zeitsprünge: Traditionell feierte man in Spandau den Jahrestag der Verleihung der Stadtrechte (1232). Im Jahr 1997 kam der Bezirk dann auf die Idee, sich – so wie Berlin und die meisten anderen Städte auch – am früheren Datum der ersten urkundlichen Erwähnung (1197) zu orientieren. Doch weil es keinen Spaß macht, jeweils ein Vierteljahrhundert auf den nächsten Anlass zu warten, fährt man jetzt zweigleisig und dürfte damit wohl einmalig in der Welt sein.

Doch häufige Feste gehen auch ins Geld. Nach der 750-Jahr-Feier konnte der 800. Geburtstag angesichts leerer Kassen und zurückhaltenderer Sponsoren schon nur noch abgespeckt begangen werden. Für 2007 wurde jetzt trotz noch größerer Finanzkrise ein ganzjähriges Programm auf die Beine gestellt. Möglich wird es durch die aktive Einbeziehung fast aller Wirtschafts-, Sport-, Kultur- und Heimatvereine, wie Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz gestern mitteilte.

Die insgesamt elf Großereignisse sind ein Mix aus den klassischen Veranstaltungen Schützen-, Havel-, Altstadt-, Burg- und Lichterfest sowie Neuschöpfungen wie der 1. Spandauer Festungsnacht. Acht der Feten stehen jeweils im Zeichen eines der acht Jahrhunderte. Bei den Spandauer Burgspielen am 20. Mai werden jeweils acht Frauen, Männer und Jugendliche aus Berlin und Spandau in acht sportlichen Disziplinen gegeneinander antreten.

Dass ihre Stimme Gewicht hat, wollen die Spandauer dem Rest der Welt am 30. Juni beweisen. Beim Musikschulfest werden 775 Sängerinnen und Sänger der bezirklichen Chöre, begleitet von vier Orchestern, die neue Spandau-Hymne vorstellen. An deren Komposition wird noch gearbeitet.

Den Auftakt bildet am eigentlichen Jahrestag, dem 7. März, ein Festakt, der sich vom Rathaus über das Gotische Altstadt-Haus und die St. Nikolai-Kirche bis zur Zitadelle quer durch das historische Spandau zieht. Beim abschließenden Rathausfest am 26. und 27. Oktober werden die Theatergruppen noch einmal Szenen aus acht Jahrhunderten zeigen.

Gestern wurden den Mitveranstaltern Stempel mit dem Jubiläumsemblem überreicht, das an ein altes Stadtsiegel erinnern soll. Es darf nur von offiziellen Partnern verwendet werden, sagte Kulturstadtrat Gerhard Hanke (CDU). Er erwartet, dass sich das Festprogramm in den kommenden Wochen noch um eine ganze Reihe kleinerer Feten erweitern wird.

Denn wie eingangs erwähnt, bei der Suche nach Gelegenheiten zum Feiern sind die Spandauer Weltmeister. Dabei könnte ihnen, zumindest was den Dauerstreit der Havelstadt Spandau mit ihrem Erzrivalen Berlin betrifft, völlig egal sein, wann ihre Geburtsstunde schlug. Hier haben sie auf jeden Fall die Nase vorn. Die Bundeshauptstadt betrachtet bekanntlich das Jahr 1237 als ihren Ursprung, und selbst damals wurde nur die Schwesterstadt Cölln urkundlich erwähnt.

Rainer W. During

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