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Berlin: Spannende Eröffnung des neuen Multiplex-Kinos

Der Mann sieht aus wie ein Bergmann, der mit Grubenlampe am Helm nach Bodenschätzen sucht. Aber Allen Johnson aus Yorkshire sucht nicht nach Kohle, sondern nach Drähten und Klemmen in den engen Kabelschächten unter den Sitzreihen der neuen Kinosäle in der Kulturbrauerei.

Der Mann sieht aus wie ein Bergmann, der mit Grubenlampe am Helm nach Bodenschätzen sucht. Aber Allen Johnson aus Yorkshire sucht nicht nach Kohle, sondern nach Drähten und Klemmen in den engen Kabelschächten unter den Sitzreihen der neuen Kinosäle in der Kulturbrauerei. Johnson baut die Notbeleuchtung ein und damit er im Dunkeln sehen kann, trägt er an einem Band ein Lämpchen an der Stirn. Der Elektriker muss sich beeilen, denn am Donnerstag ist Endabnahme. Und am 2. März soll im neuen Großkino des australischen Unterhaltungskonzerns Village Roadshow an der Schönhauser Allee mit großem Tamtam Eröffnung gefeiert werden.

Auch Fußbodenleger Hagen Wunderlich aus dem brandenburgischen Jänschwalde hat keine Minute zu verlieren. Dasselbe gilt für eine ganze Kompanie von Malern, die soeben die Wände in einem Durchgang mit einem Puzzle aus hellem und dunklen Blau versehen. Im großen Saal ist eine Putzbrigade mit Profi-Staubsaugern unterwegs. Kein Wunder: Überall liegt dicker Staub, auch auf dem fabrikneuen Edelstahl-Tresen im Foyer, wo es künftig Cola, Bier und Popcorn fürs Berliner Kinovolk geben soll. Anders ist das im Vorführraum, wo längst eine geradezu klinische Reinheit herrscht. Gleichwohl haben die Mechaniker an den Projektoren noch gut zu tun, bevor sich die ersten Filmrollen drehen können.

Nicht nur im neuen Kino mit den 1550 Plätzen in acht Sälen wird gearbeitet. Der große Innenhof zwischen den aufwendig sanierten Klinkerbauten ähnelt einer Baustelle. Steinsetzer bauen neue Treppen vor dem Eingang zur Böttcherei und verlegen Pflaster aus Naturstein. "Das Pflaster ist original. Es wurde aufgearbeitet", sagt Steinsetzer Manfred Engel aus Berlin stolz und hebt einen kleinen Granitwürfel auf.

Stolz ist auch Elke Schicktanz, die Sprecherin der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft (TLG). "Die Gebäude sind fertig, jetzt müssen noch die Gehwege und Grünflächen fertig werden", sagt sie. Die TLG, ein bundeseigenes Immobilienunternehmen, hat 100 Millionen Mark in die Sanierung der ehemaligen Brauerei investiert. Zwei Drittel der 41 000 Quadratmeter Nutzfläche sind bereits vermietet. Größter Mieter neben dem neuen Multiplex ist der Verein Kulturbrauerei, der seit 1991 einen Mietvertrag für ein Sechstel der Fläche besitzt und bis zum Jahr 2011 nur fünf Mark pro Quadratmeter bezahlen muss. Der Verein tritt selbst als Vermieter auf und hat das "Russische Kammertheater" auf das Gelände geholt. Das Tanztheater wurde 1997 wiedergegründet, in den 20er Jahren hatte es bereits unter seinem Prinzipal Boris Romanow bestanden. Derzeit läuft freitags und am Wochenende das Stück "Einladung zur Enthauptung" nach Wladimir Nabokow. Auch im Klub "Soda", der in einer ehemaligen Abfüllhalle residiert, jagt seit der Eröffnung im Dezember 1999 eine Party die andere. Der Klub hat eine große Freifläche im Innenhof für seine Veranstaltungen gleich mit gemietet.

Frei sind bespielsweise noch beliebig aufteilbare Flächen über dem neuen Minimal-Supermarkt an der Schönhauser Allee, außerdem Gewerbeflächen, die von Mietern zu Ateliers, Studios und Werkstätten ausgebaut werden können. Zwei Verlage haben ihre Mietverträge inzwischen unterzeichnet. Ins Eck an der Schönhauser Allee, wo früher der weithin bekannte Franz-Klub war, zieht das Centermanagement. Übrigens: Biergartenfreunde dürfen sich freuen. Eine Brauerei aus Bayern eröffnet zu Beginnn der Saison einen Biergarten. Und da es auf dem gesamten Gelände keine einzige Wohnung gibt, ist Ärger mit Anwohnern ausgeschlossen.

Michael Brunner

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