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Berlin: SPD-Parteitag: Benneter wird gelobt, nicht aber seine Rede

Vom neuen Generalsekretär werden auch Impulse für Berlin erwartet

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der SPD-Landeschef Peter Strieder ist begeistert, dass sein Freund Klaus Uwe Benneter „diesen Aufstieg geschafft hat“. Die beiden verstehen sich gut, nicht nur politisch. „Jetzt haben wir drei Leute in der Bundesspitze!“ Den Bundestagspräsidenten und Vize-Parteichef Wolfgang Thierse; den Wirtschafts-Staatssekretär Ditmar Staffelt – und den neuen SPD-Generalsekretär Benneter. Da käme ein richtiges Schwergewicht hinzu, schwärmt Strieder am Sonntagnachmittag, nach der herzerwärmenden Rede von „Münte“, dem frisch gekürten Parteichef.

Bis zum 7. Februar hätte es in der Berliner SPD keiner für möglich gehalten, dass der streitbare Alt-Linke für das hohe Parteiamt nominiert wird. „Wir waren total überrascht“, bekennt Michael Arndt, der Benneters SPD-Heimatkreisverband Steglitz-Zehlendorf führt. Danach hatte der Kandidat viele Außentermine, die ihn ein wenig aus dem Blickfeld der Landespartei rückten. Sein Terminkalender wird längst im WillyBrandt-Haus geführt. Michael Karnetzki, der Benneters Wahlkreisbüro in Steglitz leitet, hat ihn zuletzt vor zehn Tagen gesehen. „Da kam er pünktlich zur Bürgersprechstunde.“ Es blieb auch noch Zeit für ein paar Wahlkreistermine: Kranzniederlegung am Grab der Witwe des Widerstandskämpfers Julius Leber; Eröffnung einer Ausstellung über das jüdische Leben in der Lichterfelder Johanneskirche; Podiumsdiskussion im Rathaus Zehlendorf zur Gesundheitsreform.

Und wie das Leben so spielt – nur wenige Tage vor seiner Nominierung hatte Benneter bei „Loretta am Wannsee“ mit dem Ex-Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Sigmar Gabriel, über die Agenda 2010 diskutiert. Ende Januar gingen noch viele Sozialdemokraten davon aus, dass Gabriel neuer SPD-Generalsekretär wird. Dann fiel die Wahl auf den Berliner Genossen, doch was nützt der Landes-SPD ein termingestresster Funktionsträger, der nun für die gesamte Bundespartei zuständig ist? Einmal noch tauchte Benneter auf einer Sitzung des SPD-Landesvorstands auf. Dort war er früher, als beratendes Mitglied, ziemlich regelmäßig zu Gast. Jedenfalls öfter als die meisten anderen Bundestagsabgeordneten.

Aber Strieder ist es egal, wie oft Benneter künftig beim Landesvorstand erscheint. „Er wird sich nicht abmelden aus der Berliner Politik.“ Erstens gibt es Telefon, zweitens kann man sich auf ein Bier treffen und außerdem: „Wer jede Woche in der Lagebesprechung beim Kanzler dabei ist, der hat natürlich Einfluss.“ Der kann auch hauptstädtische Belange in die großen Spitzenrunden einbringen und die Informationskanäle erweitern. Vielleicht. Mal sehen, ob es funktioniert. Was kann Benneter wirklich, ist er der hohen Position gewachsen? Sein Kreisvorsitzender Arndt lässt nichts auf ihn kommen. Aus schier aussichtsloser Position habe sich Benneter bei der Bundestagswahl 2002 den bürgerlichen Wahlkreis Steglitz-Zehlendorf erkämpft. „Ich weiß, wie sehr er sich für die Partei engagiert; er ist besonnen und steht der Parteibasis nahe.“

Auch Strieder ist des Lobes voll, während er im Parteitags-Hotel Estrel noch auf das Wahlergebnis wartet. Benneter sei ein exakter Arbeiter, verbindlich im Umgang, „und er kennt Gott und die Welt“. Jetzt muss er sich nur noch selbst besser bekannt machen. Eine Fernseh-Moderatorin nannte ihn gestern beharrlich Kai Uwe Benneter. Und seine Parteitagsrede erfüllte, so ein Beobachter, „den Straftatbestand der Delegiertenvergraule“.

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