zum Hauptinhalt
Die Polizei rätselt immer noch, wie die Diebe ungestört einen 30 Meter langen Tunnel bauen konnten.

© dpa

Update

Spektakulärer Bankeinbruch in Steglitz: Roboter im Tunnel - Schon der zweite Tunneleinbruch in dieser Filiale

Die Ermittlungsarbeiten im Fall des spektakulären Bankeinbruches laufen auf Hochtouren. Die Polizei schickte einen Roboter in den Tunnel, der Bilder aus seinem Inneren liefern soll. Jetzt wurde bekannt, dass es bereits 2010 einen ähnlichen Einbruchsversuch in der Filiale gab.

Ein 79-jähriger Berliner Rentner steht fassungslos vor der Berliner Volksbank in Steglitz und wartet auf Informationen. Er ist außer sich, denn er hatte all seine wichtigen Papiere - Geburtsdokumente, Heiratsurkunde und Stammbaum - in der Bank eingeschlossen. Vor einigen Jahren hatten ihm Bekannte empfohlen, die Papiere in der Bank einzuschließen, um sie vor einem Einbruch zuhause zu schützen. Dass sie jetzt aber genau dort gestohlen worden sein könnten, kann er nicht fassen.

Konkrete Informationen darüber, wer die Diebe sind und welche Schließfächer ausgeräumt wurden, sind derzeit jedoch noch rar. Die Kriminaltechniker schickten einen Roboter in den Tunnel, um ihn von innen zu fotografieren. Er soll auch ausschließen, dass die Diebe keine Sprengfallen im Tunnel installiert haben, bevor die Techniker selbst hineingehen um die Spuren zu sichern. Das LKA hat eine "Soko Tunnel" gegründet, um in diesem Fall zu ermitteln. Die Ermittler prüfen auch, ob es Zusammenhänge mit einem jetzt bekannt gewordenen Einbruch im Jahr 2010 gibt. Damals hatten unbekannte Täter ausgenutzt, dass die Straße vor der Bankfiliale von Bauarbeitern aufgerissen war und einfach noch einen weiteren Tunnel gegraben. Der führte allerdings direkt ins Bankgebäude. Bevor die Täter jedoch in den Tresorraum eindringen konnten, wurden sie offenbar gestört und verschwanden.

Warum bereits zum zweiten Mal ein Tunneleinbruch in dieser Filiale gelingen konnte, ist noch unklar. Die Sprecherin der Berliner Volksbank sagte, das Gebäude sei technisch und architektonisch so gesichert, dass es den speziellen Auflagen der Versicherungen an Bankgebäude entspreche. Aus Ermittlerkreisen wurde auch bestätigt, dass am vergangenen Samstag ein Vibrationsalarm bei einer privaten Sicherheitsfirma ausgelöst worden war. Als die Wachkräfte jedoch in der Bank waren, bemerkten sie nichts Ungewöhnliches.

Auch an diesem Wochenende konnten die Täter ihr Werk offenbar nicht vollenden - laut Polizei ist nur etwa ein Drittel der Schließfächer aufgebrochen. Wie hoch der entstandene Schaden ist, ist weiter unbekannt. Die Volksbank wird voraussichtlich im Laufe des Tages einen Brief an ihre Schließfachkunden schicken, damit sie erfahren, ob sie von dem Raub betroffen sind oder nicht. Voraussichtlich am Donnerstag werde die Filiale wieder öffnen.

Inzwischen sind über zwanzig Hinweise von Zeugen eingegangen, die sich im Nachhinein an Personen in Bauarbeiterkleidung rund um die Bank erinnern können. Die Polizei geht diesen Hinweisen nach, um ein Phantombild von einem oder mehreren Tätern zu erstellen.

Am Montagmorgen war bekannt geworden, dass Unbekannte durch einen selbst gebauten, 30 Meter langen Tunnel in den Tresorraum einer Volksbank-Filiale in Steglitz eindrangen und dort die Schließfächer leer geräumt haben. Anschließend legten die Kriminellen Feuer – offenbar, um die Spuren zu vertuschen. Wie hoch der Schaden ist und ob die Täter es nur auf Geld abgesehen hatten, blieb am Montag unklar. Gegen 6.15 Uhr war bei der Feuerwehr zunächst ein Brand in einer angrenzenden Tiefgarage in der Wrangelstraße in Steglitz gemeldet worden. Wie sich dann herausstellte, wurde aus einer Einzelgarage der 30 Meter lange Tunnel direkt in die Bank gegraben. „Die Täter müssen den Tunnel wahrscheinlich über Wochen gebaut haben“, sagte ein Polizeisprecher. Dabei seien die Einbrecher professionell vorgegangen: Der kniehohe Tunnel sei durch Balken abgestützt gewesen. Und der Aushub sei fast komplett abtransportiert worden. Dabei haben die Kriminellen wahrscheinlich schweres Gerät benutzt, denn die Betonwand von der Garage zur Bank sei mit Stahl verstärkt gewesen. Doch offenbar hat niemand aus der Umgebung etwas mitbekommen. Die Tiefgarage gehört zu einem 70er-Jahre-Gebäude, in dem sich ein Ärztehaus mit mehreren Dentisten befindet sowie die Pizzeria „La Castellana“, die bei den Schauspielern des gegenüberliegenden Schlosspark-Theaters beliebt ist. Wie ein Ermittler vermutet, seien die Täter vermutlich nachts tätig gewesen.

Die Mitarbeiter der Pizzeria waren überrascht, als sie am Montagvormittag von dem Coup erfuhren. Der Chef, Jamil Suliman, sagte, er habe selbst Lagerräume in der Tiefgarage, von den Grabungsarbeiten aber nichts mitbekommen. In der Bank hat Suliman ein Schließfach, nun macht er sich Sorgen um sein Geld. Auch eine Zahnarzthelferin war verwundert. „Auch unsere Mitarbeiter haben Stellplätze in der Tiefgarage.“ Die Ermittlungen hat das Einbruchsdezernat der Abteilung Organisierte Kriminalität beim Landeskriminalamt übernommen. Die Beamten prüfen nun, wer die Einzelgarage gemietet hat, und sie befragen Anwohner. Ob es von den Tätern Videoaufzeichnungen aus dem Tresorraum gibt, blieb am Montag unklar.

Die Volksbank-Filiale war am Montag abgesperrt. Auf dem Zettel an der Tür der Bank wurde den Kunden jedoch mitgeteilt, dass die Filiale aus „technischen Gründen“ geschlossen bleibt. Probleme bereitete den Kriminaltechnikern jedoch das Feuer, das die Täter sowohl im Tresorraum als auch in der Tiefgarage gelegt hatten. „Wir wissen nicht, ob sie das so konstruiert haben, dass der Tunnel einstürzt, weswegen er nicht einfach so begangen werden kann “, sagte ein Polizeisprecher. Die Tat erinnert an den spektakulären Bankeinbruch im Steglitz-Zehlendorfer Ortsteil Schlachtensee im Jahr 1995. Eine elfköpfige Bande hatte damals eine Commerzbank-Filiale überfallen und 16 Geiseln genommen. Als das Spezialeinsatzkommando (SEK) in die Bank eindrang, waren die Räuber mit ihrer Beute von mehreren Millionen Mark verschwunden – sie waren durch einen selbst gebauten Tunnel geflüchtet. Die Geiseln blieben unverletzt. Trickreich gingen Unbekannte auch im Juli 2008 vor, als sie rund 150 Schließfächer einer Commerzbank-Filiale am Kurfürstendamm leer räumten: Das Gebäude war saniert worden, was den Tätern, die am Wochenende eingedrungen sind, den Einbruch erleichterte. Auch hier legten die Einbrecher nach der Tat ein Feuer, um die Spuren zu vernichten.

Nach einer ersten Sichtung geht die Bank davon aus, dass rund 200 Schließfächer im aktuellen Fall betroffen sind, sagte eine Sprecherin. Automatisch versichert sind die Wertgegenstände in einem Schließfach nicht, so dass manche Kunden voraussichtlich den Schaden alleine tragen müssen. Es gebe die Möglichkeit, eine „separate Schließfachversicherung“ abzuschließen, sagte die Sprecherin. Diese separate Versicherung koste 1,04 Promille des Versicherungswerts oder mindestens 30 Euro im Jahr. Eventuell könne auch die private Hausratversicherung den Schaden regulieren. Zudem werde jetzt jeder Einzelfall geprüft. Betroffene Kunden würden von der Bank informiert und müssten eine Aufstellung der Wertsachen an die Versicherung und die Polizei weiterreichen. „Schön wäre es, wenn die Kunden auch Fotos der Wertgegenstände mitliefern könnten“, sagte die Sprecherin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false