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Eine Klapperschlange in der Auffangstation in Bayern, die nun auch einige der Berliner Schlangen aufgenommen hat.

© dpa (Archiv)

Spektakulärer Fund in Wohnung: Klapperschlangen aus Wedding verlassen Berlin

Anfang Oktober wurden in einer Weddinger Wohnung 19 giftige Klapperschlangen gefunden. Wo die Tiere unterkommen sollten, war zunächst unklar. Jetzt steht fest: Sie ziehen nach Brandenburg und Bayern.

Manch ein Berliner schafft sich in seiner Wohnung seinen eigenen Großstadtdschungel. So wie der 39-jährige Mieter aus der Weddinger Schulstraße, der bei seinem Auszug zwölf Terrarien mit giftigen Klapperschlangen zurückließ. Ein bisher „einmaliger Fund“, der das Verterinäramt in Mitte da überraschte. Wo die Tiere nach dem Fund unterkamen, war zunächst ungewiss. Aber jetzt haben sie ein neues Zuhause gefunden. Nachdem die Schlangen zunächst „unter Aufsicht einer sachkundigen Person“ in eine Auffangstation für gefährliche Tiere unterkamen, lebt der Großteil nun im Terrarium eines „sachkundigen“ Brandenburgers, erzählt der leitende Amtstierarzt, Hans-Joachim Bathe-Peters. Die nicht vermittelbaren Schlangen werden von einer Aufzuchtstation in Bayern übernommen.

Haltung von giftigen Tieren in Berlin verboten

Klapperschlangen sind hoch giftig, ohne Antiserum ist ihr Gift für den Menschen tödlich. Wer sie trotzdem im heimischen Terrarium beherbergt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Ein Vorwurf, mit dem sich auch der ehemalige Weddinger Halter der Klapperschlangen nun konfrontiert sieht. Die teils armdicken Exemplare mit bis zu 1,50 Metern Länge waren in einem „äußerst schlechten Pflegezustand, dehydriert und ausgehungert", ein Exemplar war bei der Ankunft des Tiermediziners in der Weddinger Wohnung sogar bereits verstorben.

Generell ist die Haltung von „gefährlichen Tieren wildlebender Arten“ in Berlin verboten, heißt es in einer Verordnung zum Tierschutzgesetz. Auf der „roten Liste“ der Haustiere stehen auch Menschenaffen, Krokodile, Löwen und Tiger.

Umzug nach Brandenburg und Bayern

Für giftige Tiere stehen dem Land Berlin keine offiziellen Einrichtungen zur Verfügung, sagt Bathe-Peters. Deshalb kommen die Schlangen nun auch bei Privatpersonen unter. Andere, weniger gefährliche Haus- und Nutztiere kommen in der Tiersammelstelle in Lichtenberg an oder im Tierheim Berlin.

Einer der spektakulärsten Tierfunde in diesem Jahr war ein Taubenschlag mit 86 Vögeln. Sie wurden im Mai in einer Kleingartenanlage entdeckt. Der Zustand der Vögel war schlecht, die Tiere waren von Parasiten und Würmern befallen.

Katzen führen die Liste heimatloser Haustiere an

Die Statistik aufgesammelter Tiere führen allerdings Kater und Katzen an. Sie streunen besonders häufig durch Berlins Straßen. Seit Juni waren es 96, alle unkastriert, teilweise zu klein für ihr Alter und mit Schnupfen. Exotische Tiere seien ihnen jedoch auch nicht unbekannt, sagt Evamarie König vom Tierschutzverein Berlin. Denn wo Hunde in der Pflege regelmäßige Spaziergänge brauchen, einen Fressnapf und einen Topf mit Wasser, ist die Beherbergung von Leguanen, Kakadus oder Geckos weitaus anspruchsvoller. Sie brauchen genügend Platz, die richtige Temperatur und die passende Nahrung. Nicht selten geben ihre Besitzer sie deshalb nach dem Kauf schnell wieder ab.

Reptilien sind schwer vermittelbar

Von 1758 Tieren im Tierheim sind 191 Reptilien. Sie sind schwer an andere Tierliebhaber weiterzuvermitteln. „Wir prüfen schließlich genau, ob die potenziellen zukünftigen Besitzer über die notwendige Fachkenntnis und ein artgerechtes Gehege verfügen“, sagt König. Viele, die sich ein exotisches Tier für ihre Wohnung zulegen möchten, versuchen diese Prüfung zu umgehen – und bestellen zum Beispiel Klapperschlangen lieber im Internet oder kaufen sie auf Reptilienbörsen ein.

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