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Spendenaktion: Große Freude, große Hilfe

220.000 Euro haben unsere Leser im vergangenen Jahr für die Weihnachtsaktion "Menschen helfen!" gespendet. 48 soziale Vereine haben das Geld sinnvoll ausgegeben. Stellvertretend hier die Bilanz einiger Projekte

OBDACHLOSE GEHEILT



Kranke Obdachlose haben es schwer bei der Suche nach einem Arzt – ohne Geld und Krankenversicherung werden sie in Arztpraxen oft abgewiesen. Deswegen gibt es die Caritas-Ambulanz für Wohnungslose. Hier wurde mit der 6000 Euro hohen Spende der Tagesspiegel-Leser ein neues Ultraschallgerät angeschafft. „Unsere Ärzte sind vollauf begeistert“, sagt Sozialarbeiter Stephan Arndt. Wirkliche Notfälle können so schneller erkannt werden – und die Ärzte dafür sorgen, dass die Patienten unbürokratisch ins Krankenhaus kommen.ely

EINE INSEL FÜR JUGENDLICHE

„Das Projekt ist bombastisch angelaufen“, sagt Isabella Busch von der „Insel“ in Friedrichshain. Seit der Gründung im März hat das Jugendprojekt schon vierzig regelmäßige Besucher aus dem Kiez bekommen: zumeist Jugendliche, die als Kinder in der benachbarten Arche versorgt wurden. In der Insel gibt es Internetarbeitsplätze, eine Hausaufgabenhilfe, ein Musikprojekt, einen Mädchentag, viele Spiele, Karaoke und „jetzt zu Weihnachten geht auch die Plätzchenbackerei wieder los“, sagt Busch. Von den 8000 Euro Spenden konnte in der Insel unter anderem eine kleine Bibliothek etwa mit Bewerbungsratgebern für die Lehrstellensuche eingerichtet werden. Auch das Geld für einen Drucker war da. ely

SUCHTKRANKE UNTERSTÜTZT

„Das sieht jetzt alles so schön bunt aus“, sagt Ulrich Letzsch von der Stiftung Synanon. Der Hausleiter der Antidrogenselbsthilfe in der Bernburger Straße in Kreuzberg erzählt voller Freude von der Neueinrichtung seines Hauses. Unter anderem Betten, Matratzen und ein Kinderspielhaus konnte die Stiftung, die Junkies und Alkoholiker rund um die Uhr aufnimmt, von den 8000 Euro der Tagesspiegel-Leser kaufen. Immer wieder müssen auch die Kinder der Hilfesuchenden versorgen werden. „Die haben sich wahnsinnig gefreut“, sagt Letzsch. Das Mobiliar war wegen der hohen Fluktuation abgegriffen, „und einfach nicht kindgerecht“. Durch die neuen Doppelstockbetten ist es der Stiftung jetzt möglich, bis zu 15 Kinder zusätzlich zu versorgen. tkl

FRAUENHAUS UNTERSTÜTZT

Die Kinder im Frauenhaus Hestia e. V. haben Väter, die zuschlugen anstatt zu streicheln. Umso wichtiger ist es den Mitarbeitern, dass sie Mädchen und Jungen Freizeitangebote und Räume zur Verfügung stellen, damit sie ihre Gewalterfahrungen verarbeiten und kurz vergessen. Im Frauenhaus finden bis zu 30 Mütter mit Kindern vorübergehend eine Heimat. Mit den 10 000 Euro aus dem Spendenfonds wurden Computer, Sitzecke, Kickertisch, Camcorder fürs Videoprojekt, Töpfer-Brennofen, Trampolin für den Garten und andere Spielgeräte gekauft, sagt Mitarbeiterin Manuela Schulz (Name von der Redaktion geändert). „Vom Kickertisch müssen wir die Kinder fast wegzerren, sonst würden sie die ganze Nacht spielen.“ ely

EIN NEUES HEIM FÜR KINDER

Geborgenheit und ein Zuhause bietet das Emmi-Pikler-Haus im Spreewald Kindern, die Opfer von Gewalt oder Vernachlässigung geworden sind. Die Betreuer, die das Haus nach der Pädagogik Emmi Piklers und Rudolf Steiners betreiben, konnten das erste Kind im Januar 2007 aufnehmen – auch dank der 6000 Euro Spenden. „Das war ein großer Schritt“, sagt Pia Bürfent vom Vereinsvorstand. Das meiste Geld floss in die Renovierung von Wasch- und Bügelräumen, wo seitdem die Wäsche der zwölf Kinder gereinigt wird. „Die Räume waren vorher rohbauähnlich.“ Außerdem wurden Geräte für die Küche gekauft. Dort kocht die Hauswirtschaftskraft „alle Breis selber“, sagt Bürfent. Inzwischen ist das Haus regelmäßig voll belegt und zeigt, wie groß der Bedarf ist: Das jüngste Kind ist drei Monate, das älteste sechs Jahre alt. Das Emmi-Pikler-Haus würden sich übrigens weiter über Spenden freuen: Es soll auch ein Tiergehege geben. mga

HÄNGEMATTE FÜR DIE SEELE

Im Kinderkrisen- und Clearingprojekt „Robin“ an der Landsberger Allee sorgten die 8000 Euro aus der Spendenaktion für einen Spielzeugregen. Petra Kaufmann vom Trägerverein Kinderhaus Berlin - Mark Brandenburg zählt auf, was sie alles für die Schützlinge kaufen konnten: „Puppen, Kuscheldecken, Musikinstrumente, Babywalker, eine Hängematte …“ Kinder von null bis zwölf Jahren kommen hier unter, wenn sie nicht mehr bei den Eltern bleiben können. Für Kinder mit motorischen Problemen gibt es jetzt spezielles Spielzeug. Normalerweise müssen die Kinder Robin nach drei Monaten verlassen, dann kommen sie etwa in Pflegefamilien unter - oder im besten Falle zurück zu den Eltern. mga

LETZTE WÜNSCHE VOR DEM TOD

Die Mitarbeiter der „Hospiz-Oase“ leisten schwere Arbeit: Wenn es auf das Ende zugeht, geben sie Sterbenden und deren Angehörigen seelischen Beistand. Und das alles ehrenamtlich und unentgeltlich für Sterbende und Angehörige. Anders wäre die Arbeit auch gar nicht möglich, denn der Verein in der Reichenberger Straße in Kreuzberg finanziert sich nur über Spenden. Von den 3000 Euro aus dem Spendenfonds bezahlte die Hospiz-Oase vor allem Fortbildungen für ihre Betreuer, erzählt Rüdiger Lindemann vom Verein. Zudem habe man von dem Geld auch profane Dinge wie Druckerpatronen und Kopierpapier gekauft. Die Hospiz-Oase kooperiert mit Pflege- und Altersheimen sowie Kirchen. mga

DEUTSCHKURSE FÜR MIGRANTEN

Deutsch ist schwer – gerade für Kinder von Migranten, deren Eltern die Sprache nie richtig lernten. Das Projekt Sprachstube der Jugendhilfeorganisation Casablanca beschäftigt 14 Sprachförderer – alle sind selber türkische, arabische und russische Muttersprachler. Sie besuchen zwischen achtzig und hundert Familien und Kitas, um einzelnen Kindern mehrere Stunden pro Woche Nachhilfeunterricht zu geben. Von den 5000 Euro Spenden wurden Kassetten, Bilder- und Liederbücher, Puzzles und Sprachspiele angeschafft. Viele Familien leihen sich diese mit Begeisterung aus. Außerdem konnten ein Beratungsraum und ein Unterrichtsraum eingerichtet werden. Dort büffelt jetzt auch die sechsjährige Sofya, die mit ihrer russisch-pakistanischen Familie vor einem Jahr nach Berlin kam, ohne ein Wort Deutsch zu beherrschen. „Inzwischen ist sie in der ersten Klasse und spricht fließend und akzentfrei“, sagt Sprachförderin Olga Kemer. tkl

SCHATZKÄSTCHEN FÜR KLEINE

„Sunny Side Up“ – der Name des Hilfsprojektes für psychisch erkrankte Eltern und ihre Kinder ist Programm. Symbolisch gemeint, soll die gelbe Seite des Spiegeleis oben leuchten. Der gleichnamige Schöneberger Verein hat dank der 7000 Euro Spenden seiner Klientel viel Freude machen können. Acht Monate Miete à 610 Euro wurden bereits getragen, sagt Diplom-Psychologin Kathrin Stöckigt. „Außerdem haben wir Bastelmaterial gekauft und mit den Kindern Schatzkästchen für ihre Wünsche gebastelt.“ Nun muss der Verein, der derzeit 30 Eltern betreut, umziehen. „Da wir noch Geld übrig haben, wollen wir in den neuen Räumen eine Tobe- und Kuschelecke einrichten“, sagt Stöckigt. Bei „Sunny Side Up“ hat die Tagesspiegel-Aktion noch etwas bewirkt. „Nach dem Artikel haben sich unglaubliche viele Leute bei uns gemeldet, die Hilfe suchten.“ kög

NACHTCAFE RENOVIERT

Eigentlich ist der Schlafraum für 25 Menschen angelegt. Doch im Winter übernachten bis zu dreißig Obdachlose dann auch auf Isomatten im Nachtcafé der Evangelischen Kirchengemeinde Martin Luther an der Fuldastraße in Neukölln. Dass die Einrichtung neu renoviert erstrahlt, ist dem Engagement der Tagesspiegel-Leser zu verdanken, 7000 Euro gingen an die Kirche. „Das haben alles unsere Ehrenamtlichen gemacht, nur den Fußboden haben wir von einer Firma verlegen lassen“, sagt Pfarrer Dieter Spanknebel. In der Gemeinde im sozialen Brennpunkt erinnern sich viele an den Artikel vor einem Jahr zu Weihnachten „da waren Maria und Josef in Bethlehem – und unsere Neuköllner Obdachlosen in der Zeitung, das fanden wir toll.“ kög

HILFE FÜR MISSBRAUCHTE KINDER

20 Jahre gibt es „Kind im Zentrum“ (KiZ) schon – und das sah man zuletzt auch dem Mobiliar an, das dem Verein über die Jahre gespendet wurde. KiZ therapiert seit 1987 Kinder, die sexuell missbraucht worden sind. Und sucht zudem den internationalen wissenschaftlichen Austausch bei Fachtagungen. Von den 5000 Euro Spenden konnten zwei Therapiezimmer in der Neuen Schönhauser Straße in Mitte neu eingerichtet werden. Die Arbeit wird dadurch nicht angenehmer, aber immerhin stimmt nun das Umfeld. Eine Künstlerin hat die Wände kindgerecht gestaltet, „fröhlicher und mit wärmeren Farben“, sagt Psychotherapeutin Hedwig Große Maestrup. Vom restlichen Geld wurde eine „Rückzugsecke“ für die Kinder eingerichtet. mga

VERGANGENHEIT BEWÄLTIGT

Es ist ein Aufräumen mit der eigenen Vergangenheit, dass der Notdienst für Suchtmittelgefährdete und -abhängige Berlin e. V. fördert. Ehemalige Drogenabhängige und Alkoholiker helfen, Berlins Straßen von Hinterlassenschaften zu befreien. Mit Hilfe des Vereins sammeln sie auch leere Bierflaschen und benutzte Spritzen ein. Dafür braucht es Arbeitsmaterialien – und die konnte der Verein durch 5000 Euro an Spenden aufstocken. Arbeitsjacken, Handschuhe, verschiedenste Werkzeuge – der Verein bestückte seine Werkstatt neu. Doch das ist nicht alles: Die zusätzlichen Mittel ermöglichten es dem Verein neben der Schöneberger Aktion den „Umfeldservice Charlottenburg“ anzubieten, der das Gelände der TU vom Dreck befreien soll. Ein weiteres Stück Vergangenheitsbewältigung – mit Hilfe der Spenden. tkl

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