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Spendenaktion: Menschen helfen!: Üben und Übersetzen

Zum 16. Mal startet der Tagesspiegel in diesem Jahr die Spendenaktion „Menschen helfen!“. Bis Weihnachten stellen wir einige Projekte vor, die das Geld erhalten sollen. Heute: der Verein Blickwinkel. Er hilft Kindern bei den Hausaufgaben und Erwachsenen bei Formularen – und braucht Geld.

Die Neuköllner Sonnenallee ist nicht die freundlichste Straße an diesem Nachmittag. Der Himmel ist grau, es nieselt, es ist kalt. Über der bunt dekorierten Fensterfront eines Ladenlokals hängt ein großes, hellblaues Schild. „Blickwinkel e. V.“ steht darauf. Zwei kleine Jungs bleiben vor der Tür stehen, einer isst noch seinen Döner auf, dann gehen sie hinein.

Drinnen ist es warm und gemütlich. Und ziemlich lebendig, seit Ibrahim und Jalal da sind. Beide sind zehn Jahre alt und bester Laune. „Ich will ein Arbeitsblatt!“ kräht Ibrahim, genannt Ibo. Folke Burghoff, Sweatshirt, grauer Schopf, reicht ihm ein Blatt über den Tisch. „Heute machen wir Deutsch. Subjekt, Prädikat, Objekt!“ Ein bisschen kaspern sie noch herum, doch dann setzen Ibo und Jalal sich hin, konzentrieren sich, knobeln.

Den Verein „Blickwinkel“ gibt es seit Ende August 2007, der 48-jährige Politikwissenschaftler Burghoff ist eines der Gründungsmitglieder. Neben ihm sitzen die Erziehungswissenschaftlerin Susanne Nadapdap und Stephani Hildebrandt, die für die Behindertenarbeit des Vereins zuständig ist. „Wir haben es einfach für nötig erachtet, etwas Gutes für Neukölln zu tun“, erklärt Burghoff. Inzwischen hat der Verein 20 ehrenamtliche Mitglieder.

Kernstück der Arbeit ist die tägliche Hausaufgabenhilfe für Schüler von sieben bis 18 Jahren. Rund 40 Kids sind angemeldet, weitere 20 stehen auf der Warteliste. „Wir sind komplett ausgelastet“, sagt Burghoff bedauernd – er sei gerade dabei, zusätzliche Räume zu organisieren. Dabei ist das Angebot des Vereins nicht mal kostenlos: 40 Euro zahlen Eltern monatlich für zwei Stunden Betreuung am Tag.

Ein bisschen stolz ist er schon auf den Erfolg: „Es hat sich eben herumgesprochen, dass wir richtig gut sind.“ Das bestätigen nicht nur Ibo und Jalal. Der elfjährige Michael etwa, mit dem Susanne Nadapdap eben noch Vokabeln geübt hat, erzählt: „Ich hab mich in Englisch von einer Drei auf eine Zwei verbessert!“ Burghoff erzählt sogar von Schülerinnen, die sich bereits auf einen Ausbildungsplatz beworben hatten, dann aber in die Abiturstufe versetzt wurden. „So etwas spornt an.“

„Blickwinkel“ ist aber nicht nur für Schüler da. Auch die Erwachsenen im Kiez nehmen die angebotene Hilfe bei Hartz-IV-Problemen oder Behördenangelegenheiten gut an. Sprachprobleme gibt es dabei nie. Verkehrssprache ist Deutsch, Gespräche sind aber auch auf Englisch, Türkisch oder Indonesisch möglich. Für Arabisch-Übersetzungen geht man ins Teehaus nebenan.

Der Laden läuft also. Er liefe allerdings noch besser, wenn die Computer nicht so vorsintflutlich wären, wenn es ein Faxgerät für die Korrespondenz und einen Beamer für Filmabende gäbe, wenn nicht jedes Schulheft und jeder Tintenkiller für die Kinder vom Budget abgeknapst werden müssten. Deswegen hofft der Verein auf Spenden von Tagesspiegel-Lesern. Auch zusätzliche Nachhilfelehrer wären herzlich willkommen. Jan Oberländer

Spendenkonto: Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse, Kto.-Nr.: 2500 309 42, Bankleitzahl 100 500 00. Bitte notieren Sie Namen und Anschrift für den Spendenbeleg. Mehr Infos: www.tagesspiegel.de/spendenaktion.

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