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Berlin: "Vater aus Deutschland"

Peter Sebingi Kamya arbeitete 30 Jahre bei Siemens Er bittet um Spenden für Aidswaisen in Uganda

So viele Bewerbungen gab es für unsere Weihnachtsspendenaktion noch nie: Mehr als 160 Mappen von sozialen Vereinen gingen ein. Wegen der großen Nachfrage werden wir 2007 noch mehr Projekte als im Vorjahr bedenken. Derweil melden sich täglich Leser, die mit Sachspenden oder persönlich helfen wollen. Wir stellen ausgewählte Projekte vor – und bitten Sie, liebe Leser, um Geldspenden. Heute: das Projekt eines Berliners für Aidswaisen in seiner alten Heimat Uganda.

Was für eine schöne vorweihnachtliche Stimmung: Der Tisch ist mit Adventskerzen und Tannenzweigen geschmückt. Auf dem Sofa liegen bestickte Kissen: „Sebingi“ steht darauf. Das ist Suaheli und bedeutet „für viele“. Der Mann, der mit seiner Familie in einem gutbürgerlichen Haus in Mariendorf lebt, trägt diesen Namen zu Recht: Peter Sebingi Kamya engagiert sich für andere. Der 61-jährige Deutsche stammt aus dem ostafrikanischen Land Uganda. Der Ingenieur hat über 30 Jahre lang bei Siemens gearbeitet, war für Berliner Ampelanlagen zuständig. Jetzt ist er im Vorruhestand, und die Zeit nutzt er, um etwas von dem Glück, das ihm in seinem Leben zuteil wurde, an seine alte Heimat weiterzugeben. „Wer einmal Aidswaisen gesehen hat, der kann nicht anders, als zu helfen“, sagt Peter Sebingi Kamya.

Sein gesellschaftliches Engagement teilt er mit seiner Frau Kwang-Soo, ebenfalls Deutsche, in Südkorea geboren und als Krankenschwester im Auguste-Viktoria-Krankenhaus tätig. „Auf die Spendenaktion des Tagesspiegels bin ich über unseren Sohn aufmerksam geworden“, sagt Kamya – der 24-jährige Steve, der Volkswirtschaftslehre an der FU studiert, „hat die Zeitung abonniert.“ Der Mariendorfer hofft auf die Unterstützung der Tagesspiegel-Leser. „Hilfe für Afrika – gegen Aids und Malaria e.V.“ heißt sein von „Start Social“ ausgezeichneter Verein (Internet: http://www.uganda-spende.de) der Name steht auch draußen auf dem Schild am Grundstückseingang. Angefangen hat Kamya vor drei Jahren mit elf Bekannten, heute zählt der Verein 18 Mitglieder. Derzeit sammelt er mit seiner Frau auf Weihnachtsmärkten und in der Nachbarschaft: Für Schuluniformen und Schulmaterialien, damit die Kinder in seinem alten Heimatdistrikt Butaleja eine Chance auf Bildung bekommen. Kamya zahlt Flüge nach Uganda selbst, zahlt die Spenden persönlich aus, kauft Stoff, lässt die Uniformen von Einheimischen nähen.

„Ich überprüfe auch, dass die Kinder wirklich in die Schule gehen“, sagt Kamya und blättert im Arbeitszimmer durch die Aktenordner: Hier sind Kopien der Zeugnisse der rund 100 geförderten Kinder abgeheftet. Wer als Vormund Ugandische Shillinge bekommt, muss unterschreiben. Wer nicht schreiben kann, bezeugt den Empfang mit einem Fingerabdruck. Moskitonetze werden dringend benötigt, auch Medikamente, erzählt Kamya.

Der bescheiden auftretende Mann wird im alten Heimatort Kachonga „Vater aus Deutschland“ genannt. Er will noch einen Traum verwirklichen. Seit Jahren sammelt er Geld für ein Gesundheitszentrum. Der erste Stock ist fast fertig. Jetzt hofft er auf Großspender, landeskundliche Ärzte – und auf Berliner, die auch mit einem kleinen Obolus Mulongo, Mwima und andere traumatisierte Kindern fördern. Allein in Kachonga leben 300 Kinder, die älter als neun Jahre sind und noch nie die Schule besuchen konnten.

Konto: Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse, Konto-Nummer: 25 00 30 942, BLZ: 100 500 00. Onlinebanking ist möglich. Notieren Sie Name und Anschrift für den Spendenbeleg. Internet: www.tagesspiegel.de/spendenaktion

Annette Kögel

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