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Berlin: Spielbank-Mitarbeiter griff in die Kasse Ermittlungsverfahren wegen Unregelmäßigkeiten beim Casino Berlin am Alexanderplatz

Blinkende Automaten statt Spielkarten, einarmige Banditen statt klassischer Spieltische. Nach dem Umzug des Casino Berlin aus dem 37.

Blinkende Automaten statt Spielkarten, einarmige Banditen statt klassischer Spieltische. Nach dem Umzug des Casino Berlin aus dem 37. Stock des Park Inn Hotels am Alexanderplatz in die Räume am Fuß des Fernsehturms hatten sich viele Gäste gewundert, dass plötzlich American Roulette, Black Jack und Poker aus dem Spielangebot verschwunden waren. Wie berichtet, waren überraschend alle 35 Croupiers bei Fortzahlung des Gehalts freigestellt worden. Offizielle Begründung war ein Streit zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung um die Kameraüberwachung in den Räumen. Die Betreiber wollten im Zuge des neuen Paragrafen zur visuellen Überwachung im Berliner Spielbankengesetz eine Live-Videoübertragung direkt in die Unternehmenszentrale nach Duisburg schalten. Der Betriebsrat wehrte sich erfolgreich dagegen. Seither gibt es nur noch knapp 200 elektronische Spielautomaten und keine Croupiers mehr.

Offenbar gab es aber noch ganz andere Probleme in dem Casino. Wie aus einer kleinen Anfrage der CDU im Abgeordnetenhaus hervorgeht, haben sich anscheinend ein oder sogar mehrere Mitarbeiter bei der Arbeit an den Kassen mit Jetons und Bargeld bedient. „Umfangreiche Ermittlungen“ seien eingeleitet worden, heißt es in der Antwort der Innenverwaltung. „Bei einer internen Sicherheitsüberprüfung“ habe man festgestellt, „dass an nahezu allen Tischen des Klassischen Spiels die Geldkassetten mechanisch so erheblich manipuliert worden waren, dass eine Öffnung dieser Behältnisse unter Umgehung der vorgesehenen Sicherheitsvorkehrungen“ möglich gewesen sei. „Die Gewährleistung eines sicheren und ordnungsgemäßen Spielbetriebs“ sei aufgrund der manipulierten Geldkassetten und der entschärften Videoüberwachung nicht mehr möglich gewesen.

David Schnabel, Sprecher der Westspiel GmbH aus Duisburg, die das Casino betreibt, bestätigte am Freitag gegenüber dem Tagesspiegel lediglich, dass mindestens gegen einen Angestellten des Casinos Strafanzeige wegen Diebstahls gestellt wurde. Zu weiteren Einzelheiten wollte er sich mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Schnabel betonte, dass es zwischen der Strafanzeige und der Freistellung der 35 Croupiers keinen Zusammenhang gebe.

Die Gewerkschaft Verdi befürchtet hingegen weiter, dass es sich um eine fadenscheinige Begründung handelt, um Mitarbeiter loszuwerden. „Es geht in erster Linie um Personalabbau“, sagte Frank Wolf von Verdi. Er sieht in der neuen Videoüberwachung einen klaren Verstoß gegen das Datenschutzgesetz. Eine Mitarbeiterin habe bereits erfolgreich gegen ihre Freistellung geklagt und könne wieder regulär zur Arbeit gehen.

2009 lag der Bruttospielertrag des Casinos Berlin bei etwa elf Millionen Euro; davon kamen 1,8 Millionen aus dem jetzt ausgesetzten klassischen Spiel. Auch für die Stadt gehen Einnahmen verloren. Berlin kassiert 40 Prozent des Bruttospielertrags des Casinos. Johannes Radke

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