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Berlin: Spieler setzen aufs „Beispiellos“

Seit 15 Jahren hilft die Caritas suchtkranken Zockern

Charlottenburg. Der Dispokredit ist ständig hoch überzogen, obwohl der Partner voll arbeitet. Oder ein Bekannter sagt am Telefon: „Ich kriege von deinem Mann noch 3000 Euro.“ Spielsucht kommt oft so ans Licht. Der Drang, an Automaten oder im Kasino um viel Geld zu zocken, lässt sich vor Angehörigen lange verheimlichen. Spielsüchtige haben keine Fahne. Und wie die meisten Süchtigen gestehen sie sich nicht ein, dass sie die Kontrolle verloren haben und Hilfe brauchen. Eine Anlaufstelle für Suchtkranke gibt es in Berlin seit 15 Jahren: das „Café Beispiellos“. Die bundesweit einzige Beratungsstelle für Spielsüchtige wird von der Caritas getragen.

10 000 Spielsüchtige gibt es in Berlin, 90 Prozent sind Automatenspieler, 15 Prozent gehen vor allem ins Kasino, sagt der Leiter der Beratungsstelle in der Zillestraße 109, Andreas Koch. Andere pokern in Hinterzimmern, wetten auf der Rennbahn oder spielen Systemlotto. Spaß haben sie dabei nicht. Dadurch unterscheiden sich Süchtige von Hobbyspielern: Wer gelegentlich 50 Euro aufs Spiel setzt und hin und wieder mit einem Gewinn nach Hause geht, ist nicht süchtig. Pathologische Spieler arbeiten an bis zu zehn Automaten oder Spieltischen gleichzeitig. Wenn sie gewinnen, hören sie nicht auf.

Mit der ständig steigenden Zahl von Kasinos und Spielotheken, so Psychologe Koch, steige auch die Zahl der Süchtigen. Im „Café Beispiellos“ können sie in Gruppen reden und werden an Suchtkliniken vermittelt. Das Caritas-Café musste jetzt jedoch die Öffnungszeiten einschränken. Das Land zahlt zwar weiter zwei Mitarbeiterstellen, doch der Träger kürzte Sachmittel. -ry

Café Beispiellos, Zillestraße 109, Charlottenburg. Informationen unter 342 6666.

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