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Für große und kleine Kinder. Den Ritterspielplatz in Schöneberg kann Oliver Bertram – hier mit Nichte Lotti, und den Söhnen Philipp und Mathis – empfehlen. Foto: Uwe Steinert

© uwe steinert

Spielplätze: Väterchen TÜV

Papa schaut sich jede Schaukel an: Oliver Bertram kartographiert Berliner Spielplätze – einfach so, als Vater. Auf seiner Website verrät er, welche gut sind und wo Eltern ihre Kinder besser nicht rutschen lassen sollten.

Oliver Bertram hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Er will alle 1846 öffentlichen Kinderspielplätze Berlins fotografieren, beschreiben, bewerten und dies auf seiner Webseite der Öffentlichkeit zugänglich machen. 450 hat er in den letzten fünf Jahren schon geschafft. „Als ich 2005 zum ersten Mal Vater geworden bin, habe ich festgestellt, dass es keinen Überblick über die Spielplätze in der Stadt gibt“, sagt Bertram. So machte sich der Programmierer – vor einem Jahr kam sein zweites Kind zur Welt – selbst an die Arbeit und geht seitdem regelmäßig am Wochenende oder morgens auf Spielplatz-Erkundungstour.

Sein persönlicher Favorit – und auch der seines vierjährigen Sohnes – ist der Robin-Hood-Spielplatz in Neukölln. „Der ist groß, hat eine tolle Spielburg für größere, aber auch Spielbereiche für kleinere Kinder“, sagt er. Auch den Ritterspielplatz am Wartburgplatz in Schöneberg kann er empfehlen. Die Attraktion dort ist eine große Ritterburg zum Spielen. „Themenspielplätze sind ein neuer Trend. Die Kinder finden das super.“

Ein guter Spielplatz muss vor allem sauber sein, findet Bertram. Außerdem seien Schatten spendende Bäume und Sträucher wichtig. Wasserspielplätze seien an warmen Tagen sehr beliebt. Die sind den Bezirken, die für den Bau und die Instandhaltung der Spielplätze zuständig sind, aber meist zu teuer. Überhaupt fehle oft das Geld, um die Spielplätze in Schuss zu halten, sagt Bertram. „Wenn Geräte kaputtgehen, werden sie einfach jahrelang nicht repariert.“ In Friedrichshain-Kreuzberg beispielsweise müssen Spielgeräte zum Teil abgebaut werden, weil der Bezirk die Reparatur nicht bezahlen kann. „Wir können nur über Investitionsanmeldungen oder Sonderprogramme Abhilfe schaffen“, sagt Bezirksstadträtin Jutta Kalepky. „Das bedeutet aber einen Vorlauf von mehreren Jahren.“ Einige Bezirke versuchen Abhilfe zu schaffen, indem sie Spielplatz-Patenschaften vergeben. In der Grünberger Straße in Friedrichshain etwa kümmern sich Anwohner um Pflege und Reinigung des Spielplatzes. „In der Bevernstraße oder in der Marchlewskistraße gibt es außerdem Paten, die die Türen zu den Spielplätzen nachts verschließen“, sagt Kalepky.

Wo neue Spielplätze gebaut werden und wie diese aussehen sollen, ist Aufgabe der monatlich in den Bezirken tagenden Spielplatzkommissionen. In den Gremien sitzen Eltern, Lehrer und andere Sachverständige. Aktuell ist in Friedrichshain-Kreuzberg für Mai/Juni die Eröffnung eines großen „Spiel- und Sportbandes“, wo Spiel- und Sportplätze ineinander übergehen, auf der südlichen Lohmühleninsel geplant. In Berlin schreibt das Spielplatzgesetz pro Einwohner einen Quadratmeter Spielplatzfläche vor. Wirft man einen Blick auf die Spielplatzentwicklungskarte der Stadtentwicklungsverwaltung, wird klar, dass noch viel zu tun ist. Insgesamt fehlten 41 Prozent der vorgesehenen Spielplatzfläche, sagt Oliver Bertram.

Am größten sind die Defizite mit 58 Prozent in Reinickendorf und mit 57 Prozent in Marzahn. Auch in Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Spandau fehlt ein Drittel der angesetzten Spielplatzfläche. Insgesamt ist Bertram aber zufrieden: „In Berlin gibt es mehr Grün und originellere Spielplätze als in den meisten anderen Städten.“

Die Webseite von Oliver Bertram ist zu finden unter www.ihrspielplatz.de

Anne Meyer

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