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Berlin: Spielplätze verwahrlosen – jetzt packen Bürger an Milchlieferant startet Projekt zur Sanierung

In der Schöneberger Motzstraße liegt der traurigste Spielplatz von Berlin. Kürzlich spielten hier noch Kinder – heute klafft eine Lücke, wo Klettergerüst und Wippe standen.

In der Schöneberger Motzstraße liegt der traurigste Spielplatz von Berlin. Kürzlich spielten hier noch Kinder – heute klafft eine Lücke, wo Klettergerüst und Wippe standen. Die Spielgeräte waren verrottet. Sie wurden abgebaut. Ohne Ersatz.

Viele der 1800 Berliner Spielplätze sehen verwahrlost aus. Geräte sind kaputt und beschmiert, Buddelsand mit Zigarettenkippen und Scherben gefährlich verdreckt. Holzgeräte faulen unter der Erde. Laut Tüv sind Spielplätze für Kinder gefährlicher als Rad fahren: Letzten Sommer knallte ein Vierjähriger aus zwei Meter Höhe auf den Boden, weil das Holz einer Hängebrücke brach. 2001 verfing sich ein Junge mit seiner Anorakkordel an einer Rutsche und erstickte.

Für Reparaturen oder neue Geräte haben die Bezirke kein Geld. Die Folge: Rutschen werden gesperrt statt repariert, Klettergerüste abgebaut. Während 1997 in den Bezirken nur ein Spielgerät im Jahr entfernt oder zerstört wurde, sind es nun zwölf – jeden Monat eines. Vandalismus ist das zweite Problem. Es sind die Kinder, die darunter leiden, wenn Jugendliche ihre Plätze mutwillig zerstören.

Milchlieferant Campina möchte nun etwas gegen den Verfall tun und startet die Initiative „Unser Platz zum Spielen“. Unterstützt wird das Projekt vom Kinderhilfswerk, dem Senat und Elterninitiativen. Mit mindestens 50000 Euro verschönert Campina zehn Spielplätze, finanziert wird das Projekt aus Anteilen des Verkaufs von Produkten wie Landliebe. Jeder kann sich für das Projekt bewerben: Eltern wie Ämter können ihre Spielplätze vorschlagen. Auch Schulen, die ihre Schulhöfe nachmittags zum Spielen öffnen, wie etwa die Stechlinsee-Schule in Friedenau, sind angesprochen. In einer Projektwoche erarbeiten die Schüler Konzepte, wie ihr Hof schöner werden kann, und reichen Ideen bei Campina ein.

„Das setzt positive Zeichen“, findet auch Marina Hirschmüller, die am Bezirksamt Pankow für die Spielplatzplanung zuständig ist. Denn schon ein einfaches Spielgerät kostet 15000 Euro. „Dafür fehlt das Geld“, sagt Hirschmüller. Auch Pankow bewirbt sich deshalb bei der Campina Aktion mit dem Humannplatz in Prenzlauer Berg.

Kreuzberg meldet den Spielplatz Grimmpromenade an. „Der Platz sieht heruntergekommen aus“, sagt Birgit Beyer vom Umweltamt. Sie bekommt oft Bürgerbegehren mit 400 Unterschriften. Der Humannplatz in Prenzlauer Berg sieht schon seit April besser aus. Zehn Familien reinigen den Platz selbst, pflanzen Blumen, verteilen neuen Sand. „Es gab Unfälle, die Kinder tun sich weh“, sagt Johanna Mierendorff. Sie setzt sich für einen neuen Kleinkindspielplatz auf dem Humannplatz ein. Dann könnten Rentner, Eltern, Jugendliche gemeinsam auf der kleinen Mauer um den zentralen Baum des Spielplatzes sitzen und unbesorgt ihre Kinder spielen sehen.

Projekt-Infos im Internet:

www.campina.de

Carola Padtberg

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