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Berlin: Spielplatz der Dealer

CDU-Spitzenkandidat Pflüger nennt den Weinbergspark in Mitte einen bedrohlichen Ort. Ein Besuch

Auf den ersten Blick scheint die Grünanlage in Mitte ein idyllisches Plätzchen. Herumtollende Hunde, kuschelnde Liebespärchen am See, eine Tasse Kakao im Park-Café. Für CDU-Spitzenkandidat Friedbert Pflüger ist der Weinbergspark ein Angstort. Beim Rededuell mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, das der Tagesspiegel zur Wahl veranstaltete, nannte Pflüger den Park als einen jener Orte in der Stadt, den Anwohner zunehmend mieden, weil Drogendealer ihn als Marktplatz missbrauchten.

Die Dealer sind im Weinbergspark nicht zu übersehen – ebenso wenig wie in anderen Parkanlagen der Stadt, die als Drogenumschlagplätze gelten: wie die Hasenheide in Neukölln und der Humboldthain in Wedding. Orte, an denen sich unbeteiligte Passanten mehr oder weniger unsicher fühlen, wenn sie unvermittelt als potenzielle Kunden angesprochen werden. „Gssst“, zischt es von der Bank her. Der junge Mann, der dort sitzt, hat seine Kappe tief ins Gesicht gezogen und wippt nervös mit dem linken Fuß. „Sie zischen dich im Vorbeigehen an“, erklärt die 21-jährige Praktikantin, die gemeinsam mit ihrer Freundin die Mittagspause im Park verbringt. Man erkenne die Dealer „am mitgeführten Fahrrad, am dunklen Teint und daran, dass sie den ganzen Tag hier herumhängen“.

„Man traut sich allein bald nicht mehr hierher“, sagt eine 70-jährige Rentnerin. Ab dem späten Nachmittag nimmt sie zur Sicherheit immer ihren Boxer-Mischling mit. Auch eine 43-jährige Anwohnerin betont die „schlechte Atmosphäre“ im Park. Sie erzählt von jungen Männern, die sich gegenseitig geheime Zeichen geben und immer wieder in die hoch wuchernden Büsche verschwinden. „Man sieht, dass hier irgendwas läuft.“ Zudem hat sie den Eindruck, dass sich der anliegende Polizeiabschnitt 31 des Problems nicht annimmt.

Die Beamten hier sind sich der heiklen Lage jedoch bewusst: Etwa 40 Stunden verbrachten uniformierte Kollegen während der letzten drei Wochen im Weinbergspark, sagt Polizeihauptkommissar Michael Oles. Unzählige Kollegen kontrollierten die Gegend zudem in Zivil. Die Dealer seien allerdings „pfiffig“. So führten sie nur geringe Mengen Rauschmittel mit sich, der größte Anteil werde in Büschen versteckt. Deshalb reiche es selten zu einer Verhaftung.

Auch den Schülern des benachbarten John-Lennon-Gymnasiums ist das illegale Geschehen im Park vertraut. „Zu jeder Tages- und Nachtzeit kann man dort Zeug bekommen.“ Einige von ihnen würden auch selbst Drogen kaufen. Die Schule habe zusammen mit den Eltern auch schon überlegt, wie man dagegen vorgehen könne. Bedroht fühlen sich die Jugendlichen aber nicht: „Wir gehen dort immer Fußball spielen. Die Dealer sind ja harmlos.“

So unbefangen kann Waltraud Matuschka die Vorgänge im Park allerdings nicht betrachten. Die junge Mutter würde ihr Kind dort nicht allein spielen lassen. „Die hängen immer auf dem Spielplatz rum. Das ärgert uns als Anwohner natürlich.“ Mit Flugblättern warnte die Polizei die Nachbarschaft auch davor, die Hauseingangstüren unverschlossen zu lassen. Viele der Abhängigen wollten die gerade im Park erstandene Droge auch sofort konsumieren. Als Rückzugsplatz diene dabei oft ein Hausflur.

Um das ungute Gefühl der Spaziergänger im Park nachhaltig zu beseitigen, bemüht sich die Bürgerinitiative Weinbergspark nun um eine bessere Beleuchtung der Spazierwege. Auch die hohen Büsche sollen gestutzt werden, damit der Park übersichtlicher wird.

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