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Die Stahlstifte der Spike-Reifen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Spike-Reifen im Test: Ende der Rutschpartie

Spikes machen das Radfahren im Winter sicherer – falls man noch welche bekommt. Ein Testbericht.

Bei diesem Wetter Fahrrad fahren? „Du spinnst ja“ – so und ähnlich lauten die Kommentare der vielen Zeitgenossen, die das Velo für ein Schönwetterfahrzeug halten. Doch ganz so beschwerlich oder riskant, wie es scheint, muss das Fahrradfahren auch auf verschneiten oder vereisten Wegen gar nicht sein. Entscheidend ist die richtige Ausrüstung.

Dazu zählen natürlich ein warmer Anorak, Handschuhe und bei Schneefall eine leichte Skibrille, um die Augen vor den kalten Flocken zu schützen. Noch wichtiger aber ist die richtige Bereifung. Dafür bieten die Hersteller Conti und Schwalbe seit einigen Jahren Reifen an, die nicht nur ein breites, griffiges Profil haben, sondern auch mit Spikes ausgestattet sind. Diese sind zwar für Autos in Deutschland verboten, weil sie den Asphaltbelag aufreißen. Für Fahrräder hingegen sind sie wegen des geringen Gewichts ausdrücklich erlaubt. Die bei Reifen für gewöhnliche Tourenräder üblichen 240 kleinen Stahlstifte, die fest in den Mantel integriert sind, wirken auf glatter Fahrbahn wahre Wunder. Festgefahrene, glatte Schneedecken und sogar vereiste Flächen verlieren damit ihren Schrecken. Der Bremsweg ist zwar immer noch weit länger als auf trockener Fahrbahn. Aber er ist kalkulierbar. Wer einmal auf vereister Straße mit blockierten Rädern hilflos auf eine Kreuzung gerutscht ist und dabei querende Autofahrer genauso wie sich selbst zu Tode erschreckte, der mag diese Bremshilfe nicht mehr missen. Auch bei Kurvenfahrten stabilisieren die Reifen mit Winterprofil und Spikes das Rad ungemein.

Unser Autor bei der Testfahrt.
Unser Autor bei der Testfahrt.

© Doris S.-Klaas

Vorausgesetzt, man bekommt welche. Wer dieses Jahr erst nach Einsetzen des ersten Schneefalls bei seinem Fahrradhändler nach Spikes-Reifen fragte, kam meist zu spät. Schon lange ausverkauft, Lieferfrist mindestens sechs Wochen und das ohne Garantie, lautete in den meisten Fällen die Antwort. Gut, dass wenigstens einige Versandhändler sich reichlich eingedeckt haben. Über das Internet sind die begehrten Wintermäntel für die Räder bei vielen Anbietern nach wie vor binnen weniger Tage zu bekommen. Allerdings sind sie nicht billig. Mit rund 60 Euro pro Stück, also 120 Euro muss der Winterradler schon einiges in seine Sicherheit investieren.

Natürlich hat diese Umrüstung nicht nur Vorteile. Auf schneefreien Wegen ist der Rollwiderstand deutlich höher. Und wo der Schnee mit Streusalz zwangsgeschmolzen wurde oder wegen Tauwetter verschwunden ist, da begleitet den Fahrer ein stetes Knirschen wie beim Fahren auf Split. Wer das lautlose Dahingleiten des Radfahrens schätzt, muss auf diesen Genuss verzichten.

Gegen die größte Plage des winterlichen Radfahrens bieten allerdings auch die besten Reifen keine Abhilfe. Im hohen Neuschnee, der vom Autoverkehr zu sandartiger Konsistenz gepresst wurde, gerät die Fahrt weiterhin zum Kampftreten wie bei einer Radtour über Sandstrand. Aber gut für die Kondition ist das allemal.

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