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Das Bauvorhaben des Investors Hans-Georg Schimmang stieß auf wenig Gegenliebe im Bezirk und wurde abgelehnt.

© promo

Spree-Grundstück in Berlin: Behala-Ufergelände steht zum Verkauf

Das ehemalige Behala-Gelände an der Spree wird für 62 Millionen Euro angeboten. Der Eigentümer des umkämpften Areals versichert, er steige nicht aus, sondern suche nur einen Partner.

Nein, er wirft nicht entnervt hin. Aber der Unternehmer Hans-Georg Schimmang sucht Partner für die Entwicklung einer ebenso umkämpften wie begehrten Wasserlage in einem von Berlins kultigsten Quartieren: Der Viktoriaspeicher auf dem ehemaligen Behala-Gelände steht zum Verkauf, ebenso wie die angrenzenden Grundstücke am „Spreepark“ entlang der Köpenicker Straße 21 bis 29 – für rund 62 Millionen Euro. So steht es in einem Exposé, das dem Tagesspiegel vorliegt, mit allen Details der Liegenschaften.

„Wir wollen nicht aussteigen, wir suchen einen Partner“, sagt Schimmang auf Anfrage. Eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft komme infrage. Diese könnte etwa die günstigen Mietwohnungen auf dem Areal errichten, wie es im Makler-Angebot heißt. Sogar den letzten Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung, die einen Rückkauf des Areals vom Investor fordert, nimmt Schimmang ruhig, wenn auch kopfschüttelnd hin: „Einen Kaufvertrag kann man nicht einfach so einseitig kündigen“, wiegelt er ab.

Seit drei Jahren streit ums Baurecht

Drei Jahre nun läuft die Auseinandersetzung um das Baurecht für das Kreuzberger Areal. Laut Exposé verfügt das über einen fast 5000 Quadratmeter großen Uferstreifen, der da zum Verkauf steht. Weitere knapp 23 000 Quadratmeter Bauland kommen dazu. Bis zu 580 Wohnungen sollten hier nach den Plänen der Architekten Gewers-Pudewill entstehen. Auch eine Kita mit 100 Plätzen wollte der Stuttgarter Investor bauen.

Der größte Vorteil für den Bezirk aber liegt darin, dass Schimmang den Gummi verarbeitenden Galvanikbetrieb umsiedeln will, der wegen Umweltschutzrichtlinien verhindert, dass im Umkreis von mehreren hundert Metern Wohnungen oder Kitas entstehen. Dessen Umsiedlung sei abgestimmt, sagt Schimmang.

Spreefenster mit Zugang zum Wasser

Auch einen Teil der Wohnungen will er für zehn Jahre dem Bezirk überlassen, dort sollen Berliner mit geringeren Einkünften einziehen. Der Blick aufs Wasser von der Köpenicker Straße aus wird nicht verstellt: Drei jeweils 20 Meter breite „Spreefenster“ zwischen den Neubauten stellen das sicher. Ursprünglich waren aber keine öffentlichen Wege geplant. Das ist seit der Prüfung des Projektes im „Baukollegium“ von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher Ende April anders: „Es wird zwei Durchgänge von der Köpenicker Straße zum Spree-Wanderweg geben“, sagt Schimmang. Am Victoria-Speicher will er außerdem einen öffentlichen Marktplatz anlegen, wo die Kreuzberger einkaufen können.

Deshalb wundert sich der Investor über das Ansinnen des Bezirksparlaments, das Areal zurückzukaufen. Die Planung sei doch zwischen Senat und Bezirk abgestimmt.

In Senatskreisen heißt es: Er habe nicht bezahlt

Allerdings ist aus Senatskreisen zu hören, dass „der Kaufpreis noch gar nicht belegt ist“. Soll heißen: Noch ist der Kaufvertrag nicht in trockenen Tüchern. Dem Vernehmen nach bleibt Schimmang bis Ende September noch Zeit, die Millionen zu überweisen. Danach geht das Grundstück zurück an den Verkäufer, an die Behala, und das Areal könnte komplett von landeseigenen Firmen entwickelt werden, wie es der Bezirk wünscht. Auszuschließen ist das nicht. Denn warum sollten Makler mit der Suche nach Käufern beauftragt worden sein, wenn der Investor das Geld bereits hat?

60 Liegestellen für 15 Meter lange Boote

Im Exposé heißt es, für Mitte 2015 würden „Baurecht und Baugenehmigung erwartet“. Der Kaufpreis von rund 62 Millionen Euro sei „auf Basis des aktuellen Planungsstandes kalkuliert“. Auch manche „Besonderheiten“ werden in dem Exposé hervorgehoben: Drei Tiefgaragen würden unter dem Bauland errichtet. Am Wasser sollen „Kranhäuser sowie Schiffsanlegestellen“ entstehen. Denn dort sei eine „Marina“ geplant, mit „60 Liegestellen für Boote bis 15 Meter Länge“. Für maximal 15 Euro je Quadratmeter in den besten Lagen nahe am Wasser sollen die Wohnungen laut Exposé vermietet werden, rund 12 Euro Miete sind an der Köpenicker für die Wohnungen eingeplant. Und die Gewerbeflächen in dem Areal sollen für 12 Euro je Quadratmeter und Monat angeboten werden, an die Start-ups im Kiez etwa.

Hier soll eine Marina hin. Der Viktoriaspeicher an der Spree.
Hier soll eine Marina hin. Der Viktoriaspeicher an der Spree.

©  Imago

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