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Spree-Hochwasser: Cottbus erwartet Scheitelpunkt für Dienstagfrüh

Rund 200 Sandsäcke liegen in Cottbus bereit. "Land unter" hieß es in der knapp 100.000 Einwohner zählenden südbrandenburgische Großstadt zuletzt im Jahr 1981.

Nach den dramatischen Hochwassertagen in Sachsen sind die Wassermassen auf dem Weg nach Brandenburg. Dort waren die Menschen am Montag nervös und angespannt. Den Scheitelpunkt der Flut auf der Spree und damit Hochwasseralarmstufe II mit einem Pegel von 2,70 Meter erwarteten die Experten bereits für Dienstagfrüh. „Land unter“ hieß es an der Spree in Cottbus zuletzt am 24. Juni 1981. Mit einem Pegelstand von 3,22 Meter habe damals nicht viel an einer Flutkatastrophe gefehlt, erinnert sich der Regionalleiter Süd des Brandenburger Landesumweltamts in Cottbus, Wolfgang Genehr.

Auf 25 Kilometer schlängelt sich die Spree von Süd nach Nord durch die knapp 100 000 Einwohner zählende südbrandenburgische Großstadt Cottbus. Aus der am Montag noch fast normalen Fließgeschwindigkeit von acht Metern pro Sekunde und einem durchschnittlichen Pegelstand von einem Meter könnte sich jedoch schnell ein ähnliches Szenario wie im sächsischen Bad Muskau durch die Neiße entwickeln, so Genehr.

Ab Alarmstufe 4 nimmt der Katastrophenstab die Arbeit auf

Wenn die Talsperre Spremberg den rund 20 Millionen Kubikmetern Hochwasser keinen Rückhalt mehr geben kann, dann müsse mit einem bisher nicht gekannten Hochwasser der Spree in Cottbus gerechnet werden, befürchtet der Experte. Es könnten bis zu 250 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durchfließen und der Pegelstand eine Höhe von 3,50 Metern (Alarmstufe 4) erreichen. Ab dieser Alarmstufe nimmt in Cottbus ein Katastrophenstab die Arbeit auf. Er entscheidet über zusätzlichen Deichschutz und auch Evakuierungen.

Nach den erschreckenden Bildern vom Wochenende aus Sachsen nahm in Cottbus bereits am Sonntag ein Führungsstab unter Leitung von Oberbürgermeister Frank Szymanski (SPD) seine Tätigkeit auf. „Für den Notfall wurden die erforderlichen Maßnahmen eingeleitet“, sagt ein Stadtsprecher. Rund 200 000 Sandsäcke und die zur Abdichtung notwendigen Folien lägen bereit. Drei Füllstationen werden in der Stadt eingerichtet. Der Einsatz von Deichläufern ist vorbereitet. Die Einbeziehung von freiwilligen Helfern sei vorerst noch nicht erforderlich, hieß es aus dem Führungsstab.

Der Zustand der Hochwasserschutzanlagen in Cottbus erfordere erhöhte Aufmerksamkeit. Deichbrüche könnten bei starker Belastung nicht ausgeschlossen werden. „In der Nähe der Deiche kann es zu Vernässungen kommen“, fügt der Stadtsprecher hinzu. Schlimmstenfalls müsse auch mit Überschwemmungen gerechnet werden. In einer Auflistung seien neun besonders gefährdete Stadtgebiete sowie Bungalowsiedlungen und Kleingartenanlagen aufgeführt.

Besonderes Gefahrenpotential für Tierpark

Der Führungsstab warnt die Cottbuser eindringlich davor, überflutete Räume, besonders Keller, zu betreten. Die Nutzer gefährdeter Kleingärten und Bungalows werden aufgefordert, Gasflaschen und Chemikalien in Sicherheit zu bringen. Das Pücklerschloss in Cottbus-Branitz ist den Angaben zufolge aufgrund seiner Lage nicht so sehr gefährdet. Für den Cottbuser Tierpark mit über 1100 Tieren in mehr als 170 Arten gebe es jedoch ein besonderes Gefahrenpotenzial bei einer Überflutung durch die Spree. Tierparkdirektor Jens Kämmerling wurde für den Fall einer möglichen Evakuierung mit in den Führungsstab berufen.

Die Lausitzer- und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft LMBV will nach eigenen Angaben die drohende Hochwasserflutwelle durch die Einleitung von Wasser aus Neiße, Spree, Kleiner Spree und Schwarzer Elster in die Lausitzer Bergbaufolgeseen entlasten. Das betreffe unter anderem das künftige Speicherbecken Lohas II, die Restlöcher Niemtsch (Senftenberger See) und Koschen. Die Flutungen erfolgten in enger Abstimmung mit den Lagezentren in Brandenburg und Sachsen. (ddp)

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