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Berlin: Sprengstoff aus dem Internet

Jugendlicher bei Explosion schwer verletzt / Auch Mitschüler besaß die gefährlichen Chemikalien

Seine chemischen Experimente kosteten ihn fast das Leben: Am Montag verletzte sich ein Schüler bei der Explosion selbst gemischter Chemikalien schwer. Der 14Jährige verlor an einer Hand drei Finger und erlitt Verätzungen der Atemwege und der Lunge. Er liegt auf der Intensivstation im künstlischen Koma. Aber er war nicht der Einzige, der mit den gefährlichen Chemikalien experimentierte: Auch bei einem Klassenkameraden fand die Polizei gestern die unberechenbaren Substanzen. Beide Jugendliche hatten sich die Informationen aus dem Internet besorgt.

Sprengstoffexperten der Polizei holten sie unter großen Vorsichtsmaßnahmen aus der Wohnung an der Holsteinischen Straße. Bereits seit längerem habe er die Chemikalien aufbewahrt, sagte der 14-jährige Schüler der Robert-Jungk-Oberschule. Gefährliche Experimente habe er damit aber nicht gemacht: „Ich hatte Respekt davor und habe sie dann stehen lassen“, sagte er. Seine Eltern wussten nichts von den gefährlichen Stoffen in ihrer Altbau-Wohnung. Von dem Polizeieinsatz wurden sie überrascht. Schon am Vormittag hatten die Beamten den Jugendlichen in der Schule befragt.

Am Nachmittag räumte die Polizei dann das fünfgeschossige Wohnhaus an der Holsteinischen Straße. Beobachtet wurde der Polizeieinsatz von zahlreichen Nachbarn und Anwohnern. Die Mieter des betroffenen Hauses warteten auf der gegenüberliegenden Straßenseite, bis die Polizei ihnen erlaubte, in ihre Wohnungen zurückzukehren. Im Chemieunterricht hätten sie nicht über die explosiven Chemikalien gesprochen, sagte der 14-jährige Schüler. Sein Klassenkamerad habe die Substanzen in einem Chemikalienhandel besorgt. Er selbst habe nach ersten Versuchen aber seine Finger davon gelassen.

Bei der Explosion am Montagabend an der Kissinger Straße wurde auch eine Flasche mit Salzsäure zerstört. Der Schüler atmete die Dämpfe ein. Er war zum Zeitpunkt des Unglücks allein in der Wohnung. Auch drei Feuerwehrbeamte und zwei Polizisten wurden durch Säuredämpfe verletzt. Den Bauplan für den Sprengstoff hatten sie sich aus dem Internet besorgt, bestätigte gestern der Klassenkamerad des Verletzten dem Tagesspiegel.

Bereits im November 2002 war an der Barnetstraße in Lichtenrade ein 15-jähriger Schüler bei der Explosion einer selbst gebastelten Bombe verletzt worden. Er soll nach Auskunft der Polizei mit den gleichen Chemikalien experimentiert haben. In der Wohnung fand die Polizei auch eine Rohrbombe. Als Spezialisten der Polizei später versuchten, das an beiden Enden verschraubte Rohr, in dem sich offenbar noch Sprengstoffreste befanden, zu zerteilen, explodierte es. Dabei wurde ein Polizist verletzt.weso

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