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Rund ums Wasserwerk Friedrichshagen befinden sich 210 Brunnen. Sie müssen regelmäßig gereinigt werden. Foto: pa/Helga Lade

© picture-alliance / Helga Lade Fo

Berlin: Sprengung in Brunnen – damit sie sauber bleiben

In einem Waldstück bei Friedrichshagen macht sich Sprengmeister Armin Illguth bereit zur Zündung. Unter einem Gullideckel wird er gleich eine Detonation auslösen.

In einem Waldstück bei Friedrichshagen macht sich Sprengmeister Armin Illguth bereit zur Zündung. Unter einem Gullideckel wird er gleich eine Detonation auslösen. „Sprengschocken“ nennt Prokjektingenieur Ralf Moche das Verfahren, mit dem die Berliner Wasserbetriebe ihre Trinkwasserbrunnen reinigen und das sie an diesem Donnerstag einmal vorführen.

Das Leitungswasser besteht in Berlin ausschließlich aus Grundwasser. In 650 Brunnen fördern die Wasserbetriebe dieses Grundwasser aus tiefen Erdschichten. Allein 210 dieser Brunnen liegen im Wald rund um das Wasserwerk Friedrichshagen am nördlichen Ufer des Müggelsees. Im Schnitt sind sie rund 40 Meter tief. Ab etwa 30 Meter Tiefe dient als Brunnenwand ein Edelstahlgitter, das von einer Kiesschicht umgeben wird. Durch Kies und Gitter gelangt das Wasser in den Brunnen und wird gefiltert.

Mit der Zeit lagern sich in diesem Filter jedoch Mineralien ab, vor allem braunes Eisenhydroxid. „Das ist zwar nicht giftig, aber es verstopft die Zuläufe“, erklärt Thomas Krause, stellvertretender Bergleiter der Wasserbetriebe. Mit der Zeit kommt so immer weniger Wasser in den Brunnen. Er beginnt zu versiegen.

Im Schnitt alle fünf Jahre bekommt ein Brunnen daher eine Schockregeneration. Die Detonation im Inneren löst die Ablagerungen, die dann herausgespült werden können. „Alternativ müssten wir einen neuen Brunnen bohren“, sagt Krause. Denn mechanische Verfahren wie Bürsten oder Wasserhochdruck sind deutlich aufwendiger. „Die genaue Dosierung des Sprengstoffes ist Betriebsgeheimnis“, erklärt Projektingenieur Ralf Moche. Das Verfahren wurde erstmals in den fünfziger Jahren in den USA getestet. Seit den späten achtziger Jahren experimentieren die Berliner Wasserbetriebe an ihrer eigenen Mischung. Die Sprengung soll möglichst viele Ablagerungen an Stahlgitter und Kies lösen, aber natürlich den Brunnen nicht beschädigen. Die Wasserbetriebe beschäftigen mehrere Sprengteams, die ihr Verfahren auchnderen Wasserwerken anbieten. Als Sprengmeister Illguth die Ladung zündet, geht ein kurzer Stoß durch den Waldboden, zu hören ist der Knall nicht. Alexander Haneke

Alexander Haneke

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