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Berlin: Spur der Filme

In einem Buch stellen zwei Autoren Drehorte von mehr als 100 Filmen in Potsdam vor. Nun gibt es eine passende Bus-Stadttour dazu.

Eigentlich spielt der Film in Dresden. Eine Zigarettenfabrik liegt nach dem Krieg in Trümmern, ausgerechnet der Nichtraucher Kalle – Erwin Geschonneck – wird von Kollegen durch halb Deutschland geschickt, um das für die Schweißarbeiten beim Wiederaufbau benötigte Karbid zu beschaffen. Dass bei Frank Beyers Defa–Klassiker „Karbid und Sauerampfer“ von 1963 statt Dresden oft Potsdam als Filmkulisse herhielt, fällt erst auf den zweiten Blick auf: Bei der Fabrikruine handelt es sich um die Ruine des Königlichen Schauspielhauses Potsdam, besser bekannt als Kanaloper, die bis zur Neubebauung wenig später noch in der Straße Am Kanal stand. Das Palais Lichtenau am Neuen Garten wiederum wurde für den Film zur russischen Komandantur umfunktioniert.

Solche Entdeckungen finden sich im neuen Stadtführer „Filmstadt Potsdam“. Die Autoren Alexander Vogel und Marcel Piethe erzählen in dem Buch, das vom Potsdamer Filmmuseum jetzt im Hendrik-Bäßler-Verlag herausgegeben wurde, Geschichten und Anekdoten aus 113 Filmen, die in den vergangenen 100 Jahren in Potsdam entstanden sind – bis zum dieses Jahr entstandenen Nazi-Beutekunst-Drama „Monuments Men“ von und mit Hollywoodstar George Clooney.

Mit rund 160 Bildern auf 224 Seiten ist das Buch reich bebildert – mit Fotos von Dreharbeiten und aus den Filmen, aber auch von Drehorten. Aber nicht nur Kulissen, sondern auch Protagonisten und wichtige Orte der Filmgeschichte in Potsdam werden aufgegriffen – auch hier gibt es Überraschungen: So ist zu erfahren, dass die Berliner Scherenschnittkünstlerin und Animationsfilm-Pionierin Lotte Reininger ihren ersten abendfüllenden Film „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ 1926 in einer Garage neben der Villa Hagen in der Bertinistraße 24 schuf.

Parallel zu ihrem Film-Buch entwickelten die beiden Autoren gemeinsam mit dem Tourismusanbieter „Videobustour“ auch eine Film-Stadtrundfahrt, die künftig an jedem ersten Sonntag im Monat angeboten werden soll. Dabei werden in einer gut zweistündigen Tour Stadt- und Filmgeschichte vermittelt: Zu den angefahrenen Drehorten werden auf Monitoren im Bus die passenden Filmausschnitte gezeigt.

Eine Wiederentdeckung gibt es auch bei der öffentlichen Buchpräsentation am kommenden Mittwoch im Thalia-Kino in Babelsberg ab 19 Uhr: Im Anschluss an die Vorstellung des Buches wird der Film „Junge Herzen“ aus dem Jahr 1944 zu sehen sein. Gedreht wurde in der damals noch unzerstörten Potsdamer Innenstadt.

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