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Spur der Zerstörung: Einzelne Unwetterzelle wütete in Tegel

Binnen weniger Minuten entstand in der Nacht zu Samstag ein Unwetter, das heftig, aber nur lokal begrenzt wütete. Das Wetterphänomen ließ sich von Meteorologen nicht vorhersagen.

Unwetter? Welches Unwetter?, fragte sich die Mehrzahl der Berliner am Tag danach. Tatsächlich war das Gewitter von Tegel so kleinräumig, „dass es durchs Messnetz durchschlüpft“, wie Tobias Schaaf von Wetterdienst Meteogroup erklärt. Nur fünf Liter Niederschlag pro Quadratmeter und Böen bis Stärke acht registrierte die Wetterstation am Flughafen Tegel. Beides erklärt nicht annähernd die Zerstörungen im rund vier Kilometer nördlich gelegenen Ortskern: In einigen Straßen wurden sämtliche Straßenbäume entwurzelt und umgekippt, die Bäume zerstörten Autos, kippten gegen Häuser und schlugen teilweise sogar Balkone ab.

Das Drama dort begann gegen 22 Uhr, als das Gröbste schon überstanden schien: Eine massive Gewitterfront, die vom nördlichen Stadtrand bis zur Ostsee reichte, war bereits Richtung Polen abgezogen, als es in Tegel zu brodeln anfing. Aus einem zuvor harmlosen Gewölk bildete sich eine Gewitterzelle. Ihre Zutaten waren nach Auskunft von Schaaf die Hitze des sonnigen Tages und die Feuchtigkeit in der Luft. Damit war die Energie vorhanden, die die warme Luft immer stärker aufsteigen ließ. Dabei nahm sie die Feuchtigkeit mit hinauf, die bei der unvermeidlichen Abkühlung zu Tropfen kondensierte.

Die Spur der Verwüstung in Bildern

Dieser Prozess setzte weitere Wärme frei, so dass die Wolke immer höher wuchs. In noch höheren Luftschichten gefror das Wasser zu Eis. Diese Eisbildung – optisch oft am „Amboss“ im oberen Teil von Gewitterwolken erkennbar – begünstigt nach Auskunft des Meteorologen die elektrische Aufladung. Entsprechend heftig blitzte und donnerte es, wobei nachts die Blitze viel weiträumiger zu bemerken sind als der Donner – bei Tageslicht ist es umgekehrt.

Ab einem gewissen Punkt holt die Schwerkraft die hochgesogene Feuchtigkeit mit Wucht wieder zurück auf den Boden. Im Fall von Tegel waren Regen und Hagel gemischt. Die Wassermassen reißen auch Luft mit herunter.

Weil diese Luft beim Auftreffen auf den Boden irgendwohin muss, beginnt es plötzlich in kleinen Straßen scheinbar aus allen Richtungen zu stürmen – so sehr, dass selbst große Bäume reihenweise umstürzen. Die Tegeler Zelle zog dann nordostwärts ab und wurde dabei schwächer. Auch Meteorologen erkennen solche Zellen vorab nicht. Sie sehen nur das Unwetterpotenzial einer Luftmasse. Das war auch Samstag groß.

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