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Berlin: Spurensuche in Rauch und Asche

Am Tag nach dem Feuer: Im Jagdschloss Glienicke loderten immer noch Flammen auf. Ist der Giebel zu retten?

Schon auf dem Kopfsteinpflasterweg, der von der Königstraße direkt zum Jagdschloss Glienicke führt, beißt der Qualmgeruch in der Nase. Einen Tag nach dem verheerenden Brand ragen vom Dachstuhl nur noch die Steingiebel in die Höhe. Das Holzgebälk dazwischen: ein gänzlich verkohltes Gerippe.

Seit 7 Uhr ist Brandamtmann Reinhard Salzbrunn mit 25 Mann wieder am Einsatzort. „Die Löscharbeiten gingen noch bis in die Nacht hinein, wir sind die Ablöse“, erklärt er. Jetzt ist das Feuer aus. Oder? „Falsch gedacht, das sieht nur von außen so aus“, sagt Salzbrunn. „Innen entstehen durch die glühende Hitze immer wieder neue, kleine Brände.“ Um die Feuerchen innen zu bekämpfen, haben die Kollegen Spaten, Äxte und Einreißhaken dabei. „Wir müssen uns damit durch die dicke Zwischendecke vorarbeiten“, schildert einer der Brandbekämpfer. Das Gefährliche an dem Einsatz: Die beiden Giebel könnten „jeden Moment einstürzen“. Hauptbrandmeister Georg Arnold erklärt, warum: „Der Mörtel, der die Steine kittet, ist vom Feuer völlig zerstört. Immerhin war es über 600 Grad heiß während des Brandes.“ Dennoch wisse jeder seiner Kollegen, wie weit er sich innerhalb des Gebäudes hervor- wagen darf. „ Jeder Feuerwehrmann hat eine Ausbildung als Handwerker. Deswegen können wir ganz gut einschätzen, wo’s unsicher ist und wo nicht“, sagt der Hauptbrandmeister.

Dann kommen die Ingenieure von der Bauaufsicht und einige Versicherungsvertreter. „Wir verschaffen uns jetzt ein Bild von dem, wie’s da drinnen überhaupt aussieht. Zu mehr möchte ich mich nicht äußern“, sagt einer der Herren. Die Kriminalbeamten vom 3. Brandkommissariat waren auch schon im Gebäude. Draußen untersuchen sie ein paar verkohlte Kleidungsreste nach Spuren. Zur Brandursache können sie keine Angaben machen, sagen die Kripobeamten.

Die stellvertretende Leiterin der Tagungsstätte, Arnhild Martin-Balloff erzählt, dass alle wichtigen Unterlagen und Computerdateien vernichtet worden seien. Dennoch: Die Tagungen gehen weiter, wenn auch ohne Übernachtungsmöglichkeiten. Der Kavaliersflügel und der Marstall, zwei benachbarte Gebäude, werden nun für die Fortbildungen genutzt. Und fürs Essen ist auch erstmal gesorgt. „Das Gebäude, wo unsere Küche untergebracht ist, hat die Feuerwehr leider gesperrt. Aber für unser Kühlhaus mit den Vorräten hat der Hausmeister sich um eine Notstromversorgung gekümmert.“ So sind erstmal die Lebensmittel gerettet. Heute jedenfalls wird für alle Tagungsteilnehmer ein „Würstchen-Tag“ eingelegt.

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