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Berlin: St. Moritz auf märkischem Sand Bad Freienwalde plant gleich drei Großschanzen.

Nun kam die Ski-Föderation zu Besuch

Bad Freienwalde - Die Vision eines Wintersportzentrums mitten im märkischen Sand nimmt langsam Gestalt an. Nach vielen Plänen und Zeichnungen gibt es nun erstmals ein Modell der in Bad Freienwalde, 40 Kilometer nordöstlich Berlins, geplanten Anlage. Staunend und voller Anerkennung vernahmen die 60 Abgesandten der Internationalen Ski-Föderation FIS aus 14 Ländern die Details des am Wochenende vorgestellten Projekts.

Neben den schon vorhandenen 10-, 20- und 40- Meter-Sprungschanzen entstehen weitere drei Schanzen, die Sprünge über 60, 90 und sogar 125 Meter erlauben. Die Arena rund um den Sprunghang soll zwischen 40 000 und 70 000 Zuschauer fassen und nicht nur bei großen Meisterschafts- oder Weltcupveranstaltungen auf Schnee oder Matten das Publikum anziehen. Hier bieten sich auch Konzerte und Theater an. Daneben liegen eine alpine Abfahrtsstrecke und eine Sommerrodelbahn. Direkt unter der Großschanze befindet sich ein stattliches Hotel. 2007 soll Baubeginn sein.

Ausgedacht hat sich diese rund 40 Millionen Euro teure Anlage der im Februar 2001 gegründete „Wintersportverein 1923 Bad Freienwalde“. Die Jahreszahl im Namen erinnert an die Anfänge des Skisports im Papengrund am Rande der Stadt, der eine für Brandenburger Verhältnisse erstaunliche Hügellandschaft aufweist. Aus Schnee wurde in den zwanziger Jahren erstmals eine provisorische Sprungschanze geformt. Die Begeisterung im Ort war nun nicht mehr zu bremsen. Tausende Aktive und Zuschauer tummelten sich an den schneereichen Wochenenden auf dem Gelände. Sogar der Norweger Birger Ruud brachte sich hier in die nötige Form, um 1936 in Garmisch-Partenkirchen den Olympiasieg im Skispringen zu erringen. Zeitungen schrieben sogar von einem „märkischen St. Moritz“. Mondän ging es durchaus in dieser Gegend zu, wovon noch heute die Villen im Ortsteil Gesundbrunnen zeugen.

Der Krieg beendete die Entwicklung. In den 50er Jahren wurden die Schanzen sogar neu gebaut, aber mehr und mehr fehlte in der folgenden Zeit der Schnee. „1971 bin ich das letzte Mal im Papengrund gesprungen“, sagt Dieter Bosse, Ideengeber im Wintersportverein. „Irgendwann gerieten die Anlagen in Vergessenheit. Die Schneetage reichten nicht aus, denn an Matten wie heute war damals noch nicht zu denken.“. Bis vor drei Jahren erinnerten lediglich Betonstümpfe an der Bundesstraße 158 an die Wintersporttradition im Flachland.

Seitdem wurde rund eine Million Euro in den Aufbau der drei Jugendschanzen gesteckt. Das meiste Geld brachten Sponsoren und viele freiwillige Helfer bei ihren Arbeitseinsätzen auf. 230 000 Euro kamen bislang aus einem EU-Programm zur Förderung von Grenzregionen. Schließlich trainieren von Beginn an regelmäßig Talente aus Polen in Bad Freienwalde. „Die EU soll uns auch für unseren großen Sportpark das meiste Geld geben“, hofft Dieter Bosse. „Die Großstadt Stettin ist nur anderthalb Autostunden entfernt, so dass wir ein ganzjähriges internationales Trainingszentrum aufbauen können.“

Brandenburgs Bildungs- und Sportminister Holger Rupprecht signalisierte Unterstützung bei einer weiteren Idee aus Bad Freienwalde. Künftig könnte Skispringen zum Unterrichtsfach werden. Das Haupt- und Landgestüt in Neustadt/Dosse macht es schließlich vor. Dort gehört Reiten inzwischen bis zum Abitur zum freiwilligen Unterrichtsprogramm.

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