zum Hauptinhalt
Fast schon eine Tradition. Im Mai lud die Bürgerstiftung Berlin zum Art Dinner, diesmal ins Bode-Museum.

© promo

Staatliche Museen zu Berlin mieten: Nofretete als Stargast der eigenen Party

Mit Johannes dem Täufer feiern? Das ist nur eine Frage des Geldes. Viele große Berliner Museen lassen sich für Dinner und Empfänge mieten. Nur kleckern darf man nicht.

Feiern mit Nofretete oder Johannes dem Täufer? In Berlin ist das kein Problem, auch wenn die Idee ursprünglich aus der Not geboren wurde. Aber sie erwies sich als durchaus genial. Unternehmen, die ihren Partnern und Kunden ein richtig stilvolles Fest bieten wollen, können sich dafür die Häuser der Staatlichen Museen mieten. Das geht über die GmbH „Museum & Location“. Egal, ob Dinner, Stehempfang, Vortrag oder Sonderführung mit anschließenden Drinks gewünscht ist, Geschäftsführerin Katrin Hansch hat viele Möglichkeiten, ihren Kunden Angebote zu machen. Einige Auflagen müssen freilich beachtet werden.

Die Idee ging ursprünglich vom Freundeskreis der Neuen Nationalgalerie aus, von Peter Raue und Jan Oelmann. Als 1996 der Hamburger Bahnhof der Neuen Nationalgalerie zugeschlagen wurde, mussten finanzielle Probleme gelöst werden. Zwei Museen, aber nur ein Etat, wie sollte das gehen? Anfangs war die Überzeugungsarbeit bei den Museumsdirektoren oft noch schwer. Dass manche schon in den Besuchern eine Gefahr für ihre kostbaren Kunstschätze sehen, hat Tradition. Die Museen zu öffnen für die Präsenz von trinkenden und tafelnden Festgesellschaften war nicht leicht. Aber die Akzeptanz ist immer besser geworden. Schließlich profitieren die Etats von den Festen nicht unerheblich.

Viel Kopfzerbrechen bereitet freilich der unversiegelte Natursandstein, mit dem die meisten Museen ausgestattet sind. Der darf natürlich keine Flecken abkriegen. Rotwein und Sojasoße sind daher streng verboten. Bei großen Abendgesellschaften in der Basilika des Bode-Museums muss vorab ein flüssigkeitsundurchlässiger Teppich verlegt werden, der allerdings nicht mit dem Boden verklebt werden darf. Dafür wurde eigens eine bestimmte Folie entwickelt, auf die oben billige Auslegeware geklebt wird. Nach Gebrauch werden die Teppiche entsorgt. Viele Kitas haben sich schon über diese Reste eines großen Festes gefreut. Auch andere soziale Projekte können sich solche Teppichreste bis 9 Uhr am nächsten Morgen abholen.

Speisen und Getränke sind im Gobelinsaal tabu

Denn das ist klar: Die aus Steuergeldern finanzierten Häuser kann man nur außerhalb der Öffnungszeiten mieten. Rund 8000 bis 20.000 Euro muss ein Unternehmen allein für die Miete hinlegen. Hinzu kommen die Kosten zum Beispiel für den Teppich, für das Aufsichtspersonal und natürlich das Catering. Der Eintrittspreis für die Gäste ist in der Miete dann immerhin schon enthalten. Auf diese Weise kann man zum Beispiel mit 140 Gästen zwischen Madonnen und Aposteln in der Basilika des Bode-Museums speisen. Zum Stehempfang in die Große Kuppel können sich gar bis zu 300 Gäste rund um den Großen Kurfürsten versammeln. Rotwein muss ja nicht sein, Hansch rät sowieso immer zu Champagner und Prosecco.

Bis zu 100 Gäste können sich im Gobelinsaal zu Vorträgen versammeln. Hier sind Speisen und Getränke freilich tabu. Das gilt auch für den Griechischen Hof des Neuen Museums. Allerdings bestünde dort die Möglichkeit, ein Dinner mit bis zu 50 Personen in der Großen Treppenhalle zu zelebrieren. In den Foyers des von David Chipperfield aufwendig wiederhergestellten Gebäudes kann man Stehempfänge mit bis zu 150 Personen veranstalten. Wenn der Kunde es wünscht, vermittelt Katrin Hansch auch Caterer. Grundsätzlich darf zwar jeder seinen eigenen Caterer mitbringen oder zur Not „die Brötchen auch selber schmieren“. Allerdings ist bei ihren bevorzugten Partnern gewährleistet, dass alle Auflagen auch wirklich eingehalten und böse Überraschungen am Morgen danach also vermieden werden.

Wer eine richtig große Party plant, ist im Kulturforum Potsdamer Platz am besten aufgehoben. Die Zentrale Eingangshalle eignet sich für ein Dinner mit bis zu 650 Personen, auf der Piazetta können 1200 Menschen zum Stehempfang zusammenkommen. Auch in der Oberen Halle der Neuen Nationalgalerie lassen sich Dinner mit bis zu 500 Personen arrangieren.

Cicerones beantworten individuelle Fragen

Im Hamburger Bahnhof gehört ein voll ausgestattetes Restaurant zum Programm, auf den Außenflächen sind Empfänge mit bis zu 800 Personen möglich. Sehr beliebt ist das Pergamonmuseum. Freilich ist es mit dem Tafeln am Ischtar-Tor und in der Prozessionsstraße von Babylon wegen der umfangreichen Bauarbeiten auf absehbare Zeit vorbei. Vielleicht kommt das den Dahlemer Museen oder dem Kunstgewerbemuseum im Schloss Köpenick zugute, die wegen der längeren Anfahrtszeiten aus Mitte weniger populär sind. Privatpersonen entscheiden sich wegen der etwas geringeren Kosten meist für den Hamburger Bahnhof oder die Sammlung Scharf-Gerstenberg. Das kostet dann 2000 bis 4000 Euro.

Zu den beliebtesten Formaten gehören Empfänge, in deren Rahmen sich die Gäste selber die Ausstellung ansehen, aber immer wieder auf ausgebildete Kunsthistoriker treffen, sogenannte Cicerones, die individuelle Fragen beantworten. Vorher und nachher gibt es dann Drinks und Fingerfood. „Wir bieten eine inhaltliche Brücke zu fast allen Themen“, sagt Hansch. Einen Kosmetikkonzern hat sie erfolgreich mit der Nofretete zusammengebracht. Und endlich hat sie auch alte Tabus gebrochen. Produktpräsentationen waren lange tabu in Museen. Als sie es geschafft hatte, eine Modenschau von Hugo Boss in den Hamburger Bahnhof zu holen, staunte sie selbst über den Aufwand, den die Modebranche auch finanziell betreiben kann. Dagegen ist die Kultur schlank wie ein Model.

Zur Startseite