zum Hauptinhalt

Berlin: Staatsoper: Der Mäzen

Die Staatsoper hat bisher nur einen Großmäzen: den Unternehmer Peter Dussmann. Der Chef eines weltweit tätigen Dienstleistungskonzerns und des Kulturkaufhauses an der Friedrichstraße hatte sich verpflichtet, von 1998 bis 2000 jährlich mindestens 500 000 Mark zur Verfügung zu stellen - also insgesamt 1,5 Millionen Mark.

Die Staatsoper hat bisher nur einen Großmäzen: den Unternehmer Peter Dussmann. Der Chef eines weltweit tätigen Dienstleistungskonzerns und des Kulturkaufhauses an der Friedrichstraße hatte sich verpflichtet, von 1998 bis 2000 jährlich mindestens 500 000 Mark zur Verfügung zu stellen - also insgesamt 1,5 Millionen Mark. Dussmanns Zuwendungen dürften die Summe sogar überstiegen haben. Allein für den "Korinthischen Saal" der Oper überwies er mehr als 600 000 Mark. Wie viel Geld der Konzern-Chef vom kommenden Jahr an zahlen wird, ist nach den Worten seines Sprechers Thomas Greiner noch offen.

Im Millionenzuschuss enthalten sind Gehälter für drei Mitarbeiter in einem so genannten Fundraising-Büro, das Ende 1997 im Dussmann-Bau an der Friedrichstraße eröffnete. Es handelt sich zugleich um die Geschäftsstelle des Vereins "Freunde und Förderer der Deutschen Staatsoper Berlin", der zuvor schon existierte. Laut Greiner gelang es, die Mitgliederzahl von 200 auf rund 600 zu steigern. Wer als "Freund" Mitglied ist, zahlt mindestens 100 Mark jährlich. Für einzelne "Förderer" liegt die Summe bei 500 Mark, für Firmen bei 5000. So kam seit 1997 eine Million Mark zusammen - Dussmanns direkte Spenden nicht mitgerechnet. Geleitet wird der Verein von Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Dussmann ist Vize-Vorsitzender. Die Mitglieder, darunter viele Prominente, genießen Privilegien wie Führungen hinter die Kulissen der Oper, Gespräche mit deren Leitern und exklusive Besuche in Berliner Ausstellungen, die nicht frei zugänglich sind.

Außerhalb des Vereins ist das "Fundraising" nach amerikanischem Vorbild noch kein Erfolg, wie Dussmanns Sprecher zugibt. Die drei Mitarbeiter des Büros suchen Geldgeber, die - wie Dussmann selbst - keine Erwähnung auf Plakaten oder andere Gegenleistungen verlangen. Es geht also nicht um Sponsoren, sondern um Mäzene. "Fundraising steht in Deutschland noch ganz am Anfang", bedauert Greiner. Es funktioniere teils schon im Sozial- und Umweltbereich, aber nicht bei der Kultur. In dieser sähen viele eine Aufgabe des Staates.

Um Sponsoren bemühen sich die von Dussmann bezahlten Mitarbeiter nicht. Diesen Teil der Geldbeschaffung verantworte die Staatsoper, sagt Greiner, der "ein bis zwei" große Sponsoren für nötig hält. Dussmanns reines Mäzenatentum habe auch den Sinn, dass dafür noch "Platz bleibt". Sponsoren aus der Wirtschaft seien ja daran interessiert, den Werbe-Effekt möglichst allein zu verbuchen.

Im vergangenen Frühjahr hatte es einen Eklat um Dussmanns Finanzspritzen gegeben. Der Unternehmer wollte 360 000 Mark für das Bühnenbild der Meyerbeer-Oper "Robert der Teufel" spenden - doch ein Abteilungsleiter der Senatskulturverwaltung verwies auf eine Etatgrenze für die Aufführung und legte der Oper nahe, den Großteil des Geldes anderweitig zu verwenden. Dussmann war so empört, dass er einEnde seiner Spendenbereitschaft androhte. Erst als die damalige CDU-Kultursenatorin Christa Thoben eingriff und die Spende ihrem Zweck zukommen ließ, glätteten sich die Wogen wieder.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false