zum Hauptinhalt

Berlin: Stadion der Hertha-Jugend

Berlins Bundesligist investiert weiter in den Nachwuchs und hofft in diesem Jahr auf den Aufstieg der Amateure

Von André Görke

Kurz vor Saisonstart, da hat Dieter Hoeneß noch einmal in Bremen angerufen. Auf dem Transfermarkt war ein guter Fußball-Spieler aufgetaucht. Aber nicht bei den Profis, sondern beim Nachwuchs. Normal ist es nicht, dass sich der Manager des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC auf dieser Ebene in Verhandlungen einschaltet. Doch jener Alexander Ludwig war in der Branche ein Begriff: Ludwig ist Stammspieler der U-18-Nationalmannschaft. Seinen Vertrag bei Werder Bremen wollte er nicht verlängern. Hoeneß war da, und nun spielt Ludwig in Berlin.

Dass sich ein Mann wie Hoeneß um einen Jugendspieler kümmert, zeigt den hohen Stellenwert, den der Nachwuchs bei Hertha hat. Zweieinhalb Millionen steckt der Verein jährlich in die Amateurabteilung, und so langsam zahlt sich die Investition aus: Herthas Amateure holten sich locker den Meistertitel der Oberliga Nord und scheiterten nur knapp in den Aufstiegsspielen zur Regionalliga. Auch die A- und B-Jugend gewannen den Titel in ihren Staffeln. Und Hertha investiert weiter: Auf dem Trainingsgelände hinter dem Olympiastadion entsteht für Herthas Nachwuchs ein eigenes Fußballstadion.

Die jungen Spieler sollen in zwei, drei jahren den Sprung zu den Profis schaffen. In den vergangenen beiden Jahren rückten 22 Spieler aus der A-Jugend ins Oberliga-Team. Eine starke Quote. Den nächsten Schritt aber, den wichtigsten, das packte nur einer: Thorben Marx spielt heute bei den Profis. Eine magere Ausbeute. Ein bisschen lag das auch an Jürgen Röber, dem ehemaligen Trainer der Profimannschaft, der sich für die Jugendarbeit nicht so stark interessierte.

Doch bei Hertha hat sich vieles verbessert: Seit eineinhalb Monaten kümmert sich Huub Stevens um die Profimannschaft. Vor einer Woche lud Stevens die neuen Trainer-Kollegen in die Kabine und sprach über seine Vorstellungen von Jugendarbeit. Stevens ist Profi: Beim niederländischen Klub PSV Eindhoven hatte er einst als Jugend-Koordinator gearbeitet. Diesen Job hat bei Hertha BSC jetzt Frank Vogel übernommen, der ehemalige Trainer der Amateure. Seinen alten Posten übernahm Dirk Schlegel.

Die Amateure müssen in die Regionalliga aufsteigen, „um den Abstand zum Uefa-Cup zu verringern“, sagt Vogel. „Der Sprung fällt den jungen Spielern dann leichter.“ Die Sache hat einen Haken: Das sahen die Zuschauer am Freitagabend, als Herthas Amateure gegen Lichtenberg spielten. Auf dem Platz standen neben etlichen Jungprofis auch die Rekonvaleszenten Marko Rehmer und Stefan Beinlich. Platz für junge Spieler ist da nicht. Und selbst wenn sie in der Oberliga überzeugen sollten, sieht es nicht besser aus. Trainer Stevens hat 32 Spieler in seinem Kader. Da müsste in der Kabine der Profis schon die Grippe ausbrechen, damit ein guter Mann aus der Jugend eine Chance erhalten würde.

Natürlich sei der Weg in die Bundesliga „für die Jungs sehr schwer“, sagt Vogel. „Aber es sollen ja auch nur die besten durchkommen. Wir geben ihnen dafür die Zeit.“ Für einige hat es nicht gereicht. Sie wechselten frustriert den Verein: Torhüter Herber ist nach Babelsberg gewechselt, Stürmer Simic zum Chemnitzer FC. Schröder wurde zum 1. FC Köln ausgeliehen, auch Köhler und Zilic würde Hertha gerne abgegeben. Zilic war gerade erst beim 1. FC Nürnberg im Gespräch. In der vergangenen Woche trainierte er beim FC St. Pauli zur Probe mit. „Eine Entscheidung fällt nächste Woche“, sagt Vogel. Zilic wird bei Hertha wohl nicht mehr lange spielen. Aber vielleicht schafft ja wirklich noch ein Talent den großen Sprung. Ludwig wäre der nächste Kandidat.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false