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Stadt der Agenten: Ein alter Berlin-Thriller neu auf DVD

Der Berlin-Thriller "Das Quiller Memorandum" von 1966 wurde digital bearbeitet als DVD herausgebracht. Mit dabei: Alec Guinness

„Tod in Berlin – Das Quiller Memorandum“.

DVD, Intergroove, ca. 97 Minuten, deutsch/englisch, Bildergalerie als Extra.

Leberwurstbrot gefällig? Oder doch lieber eines mit Teewurst? Seltsame Eröffnung für ein konspirativen Treffen zweier britischer Agenten. Hier Quiller, der Neue aus London (George Segal), dort Pol (Alec Guinness), Chef der Spione Ihrer Majestät in Berlin, mit geheimem Dienstsitz im Turm des Europa-Centers. Ort der Begegnung: das Olympiastadion. Wir schreiben das Jahr 1966, als in den Pinewood-Studios bei London und an Berliner Originalschauplätzen der Thriller „Das Quiller Memorandum“ entsteht. Unter dem Titel „Tod in Berlin“ ist der alte Agentenreißer jetzt noch einmal, digital überarbeitet, als DVD herausgekommen – eine von Michael Anderson nach dem Script von Harold Pinter in Szene gesetzte Geschichte um eine finstere Neonazi-Organisation, eine Anknüpfung an die damals noch jüngere deutsche Geschichte, die in der Synchronfassung aber weitgehend verloren ging. Es geht nun mehr um Spionage, wobei unklar bleibt, wer da für wen und was spioniert. Gleichwohl ist der Film solides Thriller- Handwerk, mit Max von Sydow als Obernazi und Senta Berger als etwas mysteriöse, gleichwohl zugängliche Berliner Lehrerin. Und er ist ein sehenswertes Dokument für das West-Berlin Mitte der sechziger Jahre, das Quiller auf seiner Agentenjagd durchstreift, hier der neue Schick am Breitscheidplatz mit Bikini-Haus und Europacenter, dort die ruinierten Prachtbauten des Tiergartenviertels, mit Ausflügen zum Olympiastadion oder zu einer Bowlingbahn an der Hasenheide sowie Verfolgungsjagden über die Stadtautobahn und entlang der Kreuzberger Hochbahn. Längst vergessene Baugeschichte wird dabei sichtbar. Wer weiß schon noch, dass es nicht nur eine Fußgängerbrücke zum Europacenter gab, sondern neben der über die Tauentzienstraße auch eine über die Budapester Straße. Andreas Conrad

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