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Berlin: Stadt unter Wettzwang

Sketche, Puppen und Bratartisten: 1983 spielte „Wetten, dass..?“ das erste Mal mit den Berlinern – morgen wird die 150. Sendung im Velodrom aufgezeichnet

Das waren Zeiten. Wir schrieben den 17. September 1983, „Wetten, dass..?“ gastierte zum ersten Mal in Berlin und Frank Elstner hatte eine Saalwette hohen Schwierigkeitsgrads zu bestehen: Würde er es schaffen, in der Stadt fünf Tankwarte zu finden, die einen Tag lang Benzin für 99 Pfennig pro Liter verkaufen? Aus heutiger Sicht ein Traum, aber auch damals nicht möglich; Elstner verlor und musste selbst in die Rolle des Tankwarts schlüpfen.

Die Saalwette gibt es nicht mehr, aber Berlin hat sich in der Sendung am morgigen Sonnabend, 20.15 Uhr im ZDF, der 150. insgesamt, einer „Stadtwette“ zu stellen, die noch geheim ist. Die Protagonisten stehen fest: Thomas Gottschalk drinnen im Velodrom, Klaus Wowereit irgendwo draußen als „Repräsentant“ der Stadt, eine Rolle, die er auch diesmal garantiert telegen und spaßbereit ausfüllen wird.

Dies ist nicht die erste Stadtwette für Berlin: Zuletzt hat sich die Stadt im Februar 2003 dieser Herausforderung gestellt und Gottschalk eine vernichtende Niederlage bereitet. Er riskierte damals die Voraussage, die Berliner würden es nicht schaffen, 500 Gartengrillgeräte mit mindestens einer Currywurst am Brandenburger Tor aufzustellen. Auf so etwas hatten die hiesigen Bratartisten nur gewartet und sie inszenierten mit viel Hallo die vermutlich größte Grillfete der Welt. Gottschalk musste sich einen abscheulichen Rudi-Völler-Schnäuzer wachsen lassen.

Das Prinzip der Saalwette funktionierte umgekehrt: Jeweils ein Zuschauer wettete, dass Gottschalk – oder sein Vorgänger Elstner – es nicht schaffen würden, die gastgebende Stadt zu irgendwelchen Narreteien zu bewegen. Berlin hat dabei überwiegend versagt, allerdings gerieten die Wetten auch meist mehr als anspruchsvoll. Eine Ausnahme war der 13. November 1999, als je 30 Mitarbeiter von McDonald’s und Burger King gesucht wurden, die jeweils einen Burger der Konkurrenz essen und über den Geschmack Auskunft geben würden – das gelang ganz locker. Mit einem Reinfall endete dagegen Gottschalks Versuch, am 13. April 1991 15 Bauchredner aufzutreiben, die mit ihren Puppen „Das ist die Berliner Luft“ singen sollten – er handelte sich damit einen Auftritt in Willy Millowitschs Kölner Theater ein, der ihn nicht wirklich geschmerzt haben wird.

Um Berliner Luft ging es auch 1988, als 20 Berliner Philharmoniker gesucht wurden, die im Osterhasenkostüm unter der Stabführung von Eberhard Diepgen eben jenes Lied zu Gehör bringen würden – gescheitert. Gottschalk spielte am folgenden Muttertag Klavier in einem Altenheim. Am 4. April 1987 erwies sich die Aufgabe dagegen als lösbar: Dieter Hallervorden ließ sich nicht lange bitten, mit ein paar Kollegen aus einer laufenden Kabarett-Vorstellung auf die Bühne der Deutschlandhalle zu kommen und einen Sketch darzubieten.

Und morgen? Nichts dringt nach außen, nur, dass ein hohes Gebäude gesucht wurde. Auf Berlin wartet eine gewisse Herausforderung.

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