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Stadtbad

© Thilo Rückeis

Stadtbad: Fließend Deutsch lernen

Seit mehr als zwanzig Jahren steht das historische Bad in Prenzlauer Berg leer. Jetzt könnte das Gebäude neu genutzt werden. Denn eine Sprachschule mit akutem Kapazitätenmangel bewirbt sich als Investor für die Schwimmhalle.

Für das 1986 geschlossene Stadtbad Oderberger Straße gibt es einen Interessenten aus der unmittelbaren Nachbarschaft: Die private Sprachschule GLS, ansässig an der Kastanienallee 82, bietet sich selbst als Investor an. „Ich schaue jeden Tag aus meinem Büro auf die Ruine“, sagt Schulleiterin Barbara Jaeschke. „Wir könnten das Gebäude bestens gebrauchen.“

Ihre Schule kommt nämlich mit dem vorhandenen Platz vorne und hinten nicht hin. Zurzeit lernen dort mehr als 400 Menschen aus aller Welt. Jährlich kommen 4500 internationale Deutschschüler, die den Unterricht mit einem Urlaub in Berlin kombinieren und Prenzlauer Berg kennenlernen möchten. Sie können bei Jaeschke ein Unterrichts-Übernachtungs-Paket buchen. Die Schülermenge bringe man aber inzwischen nur zum Teil in den 50 Zimmern des Hauses unter. „Alleine im Moment müssen wir 300 Hotelzimmer zusätzlich buchen“, sagt Jaeschke.

Statt die Übernachtungen einzukaufen, möchte Jaeschke lieber etliche Millionen Euro in Kauf und Sanierung des Stadtbades stecken. Die Idee: Im Gebäudetrakt sollen Unterkünfte für die Sprachschüler sowie Seminar- und Veranstaltungsräume entstehen. Das Bad würde wieder hergerichtet – als „Leckerli“ für die Kunden. Es soll aber auch den Anwohnern offen stehen. „Wir hätten spätestens in drei Jahren alles saniert“, sagt Jaeschke. Erfahrung mit so etwas hat sie: 2004 übernahm die ursprünglich in Schöneberg angesiedelte GLS ihr jetziges Domizil, das ehemalige Gebäude der Gustave-Eiffel-Schule, ebenfalls in einem maroden Zustand.

Der Haken: Eigentümerin Stiftung Denkmalschutz Berlin will das verfallene Stadtbad momentan offenbar nicht verkaufen. Stattdessen hofft die Stiftung weiter auf neue Geldquellen, um das Bad selbst zu sanieren. „Ich bin skeptisch, dass das ohne öffentliche Zuschüsse geht“, sagt Geschäftsführer Volker Härtig. Anfang 2007 hatte die Stiftung die vor sich hin gammelnde Immobilie einer Anwohnergenossenschaft abgekauft, die sie 2002 erworben hatte. Kürzlich hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eine Förderung über 2,5 Millionen Euro wider Erwarten nicht bewilligt. „Wir versuchen nach wie vor, das Konzept der Genossenschaft umzusetzen“, sagt Härtig. Dieses sieht auf dem Gelände ein Schwimmbad mit Wellnessbereichen sowie ein Hotel vor. Die Stiftung kalkuliert dafür Sanierungskosten von 16 oder 17 Millionen Euro. GLS-Leiterin Jaeschke ist nach eigener Aussage auch von der Pankower Bezirksspitze zu einem Engagement ermuntert worden. „Wir haben natürlich ein starkes Interesse, das dort endlich etwas passiert“, sagt Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD), die derzeit den Stadtrat für Stadtentwicklung, Michail Nelken (Linke), vertritt. „Aber wir sind nicht Herr des Verfahrens.“

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