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Gotisches Rathaus. Neben dem Dienstsitz des Regierenden Bürgermeisters entdeckten die Archäologen die Grundmauern des Vorgängerbaus – sowie Münzen, Würfel und verloren geglaubte Kunstwerke von unter den Nazis verfemten Künstlern.

© Mike Wolff

Stadtentwicklung in Berlin: Umsetzung des Archäologischen Pfades unsicher

Der Archäologische Pfad droht zu scheitern: Die Lottostiftung will kein Geld für den Prestigeplan geben. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung will sich von dem Konzept aber nicht ganz verabschieden.

Die zur 775-Jahr-Feier der Stadt vom Senat groß angekündigten Pläne für einen Archäologischen Pfad durch die Geschichte Berlins sind gefährdet. Ausgerechnet der Rat der Lottostiftung, dem der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vorsitzt, hat dem Vorhaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die erforderlichen Gelder verweigert. Damit droht die publikumswirksame Gesamtschau von historischen Bauwerken, Fundstücken aus Grabungen sowie heute noch erhaltenen Zeugnissen aus den vergangenen Jahrhunderten spektakulär zu scheitern.

„Der Antrag auf Lotto-Mittel der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wurde mit einfacher Mehrheit abgelehnt“, sagte der Sprecher der Lottostiftung Thomas Dumke. Die Kosten in Höhe von 891000 Euro seien „relativ hoch“ gewesen, auch wenn der Stiftungsrat das Projekt als „förderungswürdig“ eingeschätzt habe. In der Senatskanzlei hieß es, der Archäologische Pfad sei „natürlich ein interessantes Projekt“. Allerdings sei die Konkurrenz groß gewesen. Die Priorität sei am Ende eine Frage der Abwägung gewesen.

Kein Glück im Spiel - für den Archäologischen Pfad gibt es keine Lotto-Mittel

Dem Stiftungsrat gehören neben dem Regierenden Bürgermeister Arbeitssenatorin Dilek Kolat und Fraktionschef Raed Saleh von der SPD an. Außerdem sind zwei Vertreter der CDU im Rat, der Fraktionsvorsitzende Florian Graf und Gesundheitssenator Mario Czaja. Für die Grünen sitzt Fraktionschefin Ramona Pop in dem mit Glücksspielmillionen gesegneten Fördergremium. Auch andere Vertreter wollten sich nicht zu dieser Entscheidung äußern. Dem Vernehmen nach soll Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) aber „ziemlich allein mit dem Projekt“ dagestanden haben.

Die Entscheidung ist ein Rückschlag für das Interesse und die Bemühungen wachsender Teile der Bevölkerung, die Geschichte Berlins zurück ins Bewusstsein zu bringen. „Der Pfad ist sehr wichtig, denn er ergänzt das Archäologische Zentrum am Petriplatz“, sagte Landesarchäologe Matthias Wemhoff auf Anfrage. Das Zentrum, das größtenteils aus Mitteln der Europäischen Union finanziert wird, soll zum Ausgangspunkt des Pfades durch die historische Stadt werden. Andererseits werden die Wegmarken an Kirchen, historischen Gemäuern oder Denkmälern den Hinweis auf andere Stationen des Pfades und auf das Archäologische Zentrum enthalten, was diesen wiederum kurzentschlossene Besucher bescheren könnte, die zufällig auf den Pfad der Geschichte geraten.

Senat sucht jetzt nach Alternativen, um Archäologischen Pfad umzusetzen

Widerstände auf höchster Senatsebene gegen diese Rückbesinnung auf die lange Geschichte Berlins hatten lange Zeit auch die Pläne für den Bau des Archäologischen Zentrums blockiert, obwohl das Land nur zehn Prozent der Kosten für den Neubau übernehmen musste. Dabei versprechen sich sogar die Stadtvermarkter von Berlin Partner von Zentrum und Pfad einen zusätzlichen Schub für den Tourismus. Nachdem sich schließlich sogar eine Mehrheit in der SPD-Fraktion für das Zentrum gebildet hatte, bewilligte der Senat das Vorhaben doch noch.

Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hieß es: „Wir werden uns von dem Konzept natürlich nicht verabschieden.“ Wie man die nun weggebrochenen Mittel kompensieren wird, sei noch unklar. Noch in diesem Jahr sollen jedoch drei der insgesamt 17 geplanten Stelen im historischen Zentrum gesetzt werden, die wie Wegmarken den Archäologischen Pfad säumen: am Petriplatz, am Molkenmarkt und am Schlossplatz. Dieser Probelauf sei bereits finanziert. Die Gestaltung des Pfades übernimmt der Verein „Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart“, das etwa Infosysteme zur Berliner Mauer entwickelt hat.

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