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Berühmte Bauten, berüchtigte Ödnis. Die Neue Nationalgalerie, links dahinter die St. Matthäus-Kirche und die Gemäldegalerie. Rechts: Kammermusiksaal und Philharmonie.

© Kitty Kleist-Heinrich

Stadtentwicklung in Berlin: Visionäre für das Kulturforum

Wird das Tiergartener Kulturforum die zweite Museumsinsel? Bisher ist es hier trotz der weltweit bekannten Gebäude trist. Doch Ideen gibt es viele, wie eine Veranstaltung der CDU zeigte.

Am Kulturforum, zwischen der Neuen Nationalgalerie und der Philharmonie, gastiert gerade das „Traumtheater Salome“. Um Visionen, Träume und Ideen ging es am Donnerstag auch beim Diskussionsabend der Berliner CDU-Fraktion zur Zukunft des Kulturforums in Tiergarten. Einig waren sich alle, dass man über eines der wichtigsten kulturellen Zentren Berlins sprach. Der Ärger über dessen Zustand war folglich umso größer. Es handele sich bei den Freiflächen um den „schlimmsten Platz, den man sich vorstellen kann“, fand nicht nur der CDU-Kulturexperte Stefan Schlede.

Für viele Passanten ist der einzige Anziehungspunkt draußen die Imbissbude.

So könne es nicht weitergehen, sagte auch der einstige CDU-Stadtentwicklungssenator und heutige Vorsitzende der Stiftung Zukunft Berlin, Volker Hassemer. Ihm genügte der Titel der Diskussion – „Städtebau und die Kunst des Möglichen“ – nicht. Für das Kulturforum komme nur das „Bestmögliche“ infrage.

In seiner Senatorenzeit sei die Landesregierung „gescheitert an diesem Platz, wir haben uns die Zähne ausgebissen“, gab Hassemer zu. Für neue Konzepte liege die „Latte des Gelingens hoch“. Schließlich seien die Nationalgalerie von Mies van der Rohe und die Philharmonie von Hans Scharoun weltweit berühmt.

Wo momentan Salome spielt, sollte nach einem Vorschlag des Architekten Stephan Braunfels der Museumsneubau entstehen, den die Stiftung Preußischer Kulturbesitz benötigt, weil der Platz in der Nationalgalerie nicht mehr für die gewachsene Sammlung moderner Kunst reicht. Außerdem regt Braunfels, wie berichtet, unter anderem einen kleinen Kreisverkehr in der Neuen Potsdamer Straße vor der Philharmonie an.

Er habe 15 Jahre lang über das „fast unlösbare Problem“ nachgedacht, die „riesige Leere zwischen zwei Antipoden“ zu füllen, sagte der Architekt am Donnerstag. Jetzt sei der richtige Moment für einen städtebaulichen Wettbewerb gekommen. Dazu habe die überraschende Ankündigung der Stiftung geführt, die Gemäldegalerie aus Kostengründen doch nicht auf die Museumsinsel in Mitte zu verlagern.

Ursprünglich sollte deren Gebäude im Kulturforum umgewidmet werden zum Erweiterungsbau für die moderne Kunst.

Stattdessen ist nun der Neubau geplant, dessen Standort noch nicht feststeht, wie Vize-Stiftungspräsident Günter Schauerte sagte. Gerade erst war die jüngste Idee der Verantwortlichen bekannt geworden, die Nationalgalerie mit dem Neubau zu verbinden und so zu dessen Eingangshalle zu machen. Anders als Architekt Braunfels will die Stiftung den Neubau bisher nicht direkt an der Potsdamer Straße errichten, sondern dahinter an der Sigismundstraße .

Werde das Bestmögliche gewünscht, müsse „irgend jemand das auch bezahlen“, sagte Schauerte. Nach seinem Eindruck solle die Stiftung „die Hochzeitstorte bringen“. Aber wenn es um das ganze Kulturforum gehe, sei „Berlin gefordert“.

Für Volker Hassemer ist der Museumsneubau dennoch eine „Initialzündung“, immerhin wolle die Stiftung knapp 200 Millionen Euro investieren. Stefan Schlede glaubt, dass der Bund eine Aufwertung des Kulturforums maßgeblich mitfinanzieren werde.

Vielleicht könne nicht alles aus einer Hand als großer Wurf geplant werden, sagte Stadtforscherin Johanna Schlaack von der Denkfabrik „Think Berlin“. Das Kulturforum könne aber zum Bindeglied zwischen dem Potsdamer Platz mit viel Tourismus und der Potsdamer Straße südlich des Landwehrkanals werden, wo „die kulturellen Nutzungen wachsen“.

Als Moderator der Debatte hielt sich der CDU-Stadtentwicklungsexperte Stefan Evers zunächst zurück. Am Freitag aber bezog auch er Stellung: Noch vor der Standortentscheidung für den Neubau müssten Berlin und der Bund einen städtebaulichen Wettbewerb für die „zweite Museumsinsel Berlins“ starten und sich unter öffentlicher Beteiligung zunächst um die Freiflächen kümmern.

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