zum Hauptinhalt
Nichts dreht sich. Ende August läuft die letzte Frist für das Riesenrad-Projekt am Zoo ab. 2008 stellte Klaus Wowereit den Plan fürs Freizeitvergnügen in der City West vor. Nun will der Senat das Grundstück zurück. Foto: Peters

© Guenter Peters

Stadtentwicklung: Senat kauft Riesenrad-Grundstück zurück

Auf Vorschlag des Finanzsenators wird ein Schlussstrich unter das gescheiterte Riesenrad-Projekt am Zoo gezogen. Gleichzeitig will ein ehemaliger SPD-Funktionär seine Schwebebahn-Idee wiederbeleben.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Blick schweift weit über den Zoo und das satte Grün des Großen Tiergartens. Im 15. Stock des Bürohauses am Hardenbergplatz 2 kann man den Elefanten aufs breite Haupt schauen. Dort oben residiert Michael Waiser, der eine Firma leitet, die gleich um die Ecke, in der Charlottenburger Hertzallee, ein 175 Meter hohes Riesenrad bauen wollte. Aber das spektakuläre Geschäft kam über den ersten Spatenstich des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) am 3. Dezember 2007 nicht hinaus. Deshalb will der Senat noch im August dieses Jahres beschließen, das 1,3 Hektar große Grundstück zurückzukaufen.

Bildergalerie: Wie das Riesenrad am Zoo einmal aussehen sollte

Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) stimmt die Kabinettsvorlage derzeit mit der Stadtentwicklungsbehörde ab. Auch der Bezirk Mitte muss einbezogen werden, um einen neuen Bebauungsplan aufzustellen. Noch ist die „Great Berlin Wheel“ Eigentümer der grün überwucherten Brache hinter der Endhaltestelle für BVG-Busse. Dort stand früher der Wirtschaftshof des Zoologischen Gartens, der für 16,8 Millionen Euro aus der Landeskasse verlegt werden musste. Doch am 31. August läuft die allerletzte Frist für den Bau des imaginären Riesenrads ab. Dann hat der Senat noch zwei Monate Zeit, um sein Rücktrittsrecht wahrzunehmen. Er wird es tun. Und dabei den Kaufpreis für das Areal mit den Kosten für den Wirtschaftshof und anderen finanziellen Belastungen verrechnen.

Zwar streut der gescheiterte Projektmanager Waiser immer noch gezielt Gerüchte, dass er einen Investor an der Hand habe, der 120 Millionen Euro für das Aussichtsrad in der City-West beschaffen könne. Doch in der Finanz- und der Stadtentwicklungsverwaltung schüttelt man nur irritiert den Kopf. Da hilft es auch nichts, dass Waiser einen gut vernetzten Kenner der Berliner Immobilienbranche in sein Büro holte: Horst-Achim Kern, dem die kleine Projektentwicklungsfirma Prohacon gehört.

Eine Schwebebahn vom Zoo bis zum Potsdamer Platz?

Nichts dreht sich. Ende August läuft die letzte Frist für das Riesenrad-Projekt am Zoo ab. 2008 stellte Klaus Wowereit den Plan fürs Freizeitvergnügen in der City West vor. Nun will der Senat das Grundstück zurück. Foto: Peters
Nichts dreht sich. Ende August läuft die letzte Frist für das Riesenrad-Projekt am Zoo ab. 2008 stellte Klaus Wowereit den Plan fürs Freizeitvergnügen in der City West vor. Nun will der Senat das Grundstück zurück. Foto: Peters

© Guenter Peters

Kern ist Vizepräsident des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, er sitzt im Vorstand der Checkpoint-Charlie-Stiftung, im Beirat des Deutschen Handelsimmobilien-Kongresses und gehört dem Bundesverband „Public Private Partnership“ an. Und nicht zu vergessen: Kern ist seit vielen Jahren Aufsichtsratsmitglied des Zoologischen Gartens. Mit dem Riesenradmanager Waiser sei er „seit langem befreundet“, verriet Kern dem Tagesspiegel. „Ich habe ihm damals den Platz besorgt.“ Schließlich musste der Zoo 2006 der Verlegung des Wirtschaftshofs zustimmen, um das Grundstück frei zu machen. Waiser ist weniger gesprächig. Er ließ über seine Sekretärin ausrichten, „dass Herr Kern mit seiner Firma Prohacon nur Mieter ist“ und es keinen Zusammenhang mit der Riesenrad-Projektgesellschaft gebe.

Vorerst verfolgt Kern tatsächlich eigene Pläne. Der ehemalige Charlottenburger SPD-Funktionär, bis in die neunziger Jahre hinein Abgeordneter, Fraktionsgeschäftsführer und Mitglied des SPD-Landesvorstands, hat am 30. August einen Termin beim Verkehrs-Staatssekretär Christian Gaebler (SPD). Die Behörde geht davon aus, dass er einen alten Plan wiederbeleben will: Eine Schwebebahn in 30 Metern Höhe vom Zoo in Richtung Hofjägerallee, dann am Südrand des Tiergartens entlang zum Potsdamer Platz. Die ehemalige Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hatte dies 2009 strikt abgelehnt.

Dem Vernehmen nach kann Kern nicht damit rechnen, im Haus des neuen Senators Michael Müller (SPD) mehr zu bekommen als ein freundliches Gespräch. Aus Sicht der Verwaltung sprechen, wie man hört, nach wie vor städtebauliche und denkmalschützerische, planungsrechtliche, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Gründe gegen das Projekt. Also keine Gondeln in der City West – weder schwebend noch rotierend.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false