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1. April: "Nacht der Großwildjagd" ohne Chance

Der 1. April – und was er an Nachrichten brachte. Zwei Linien konkurrieren bei April-Scherzen: Die einen lieben es möglichst authentisch , die anderen setzen auf offensichtliche Lacher. Was sich Berliner Zeitungen so einfallen ließen.

Auch beim Aprilscherz tobt ein ewiger Kampf zweier Linien: Die einen wollen ihn cool, so nahe an der Realität wie möglich, wollen aufs Kreuz gelegt werden und mit der Unsicherheit leben: Echt? Gelogen? Die anderen lieben ihn abstrus, erkennbar, zum schnellen Ablachen. Unser gestriger Bericht über die Pläne der Finanzverwaltung, überzählige Zootiere gewinnbringend zu verwerten, lag offenbar mehr in der zweiten Richtung – jedenfalls lässt sich das aus den Online-Leserkommentaren schließen, die mit einer Teil-Ausnahme nicht an das Schauermärchen glauben mochten.

Kritik („nach drei Sätzen enttarnt“, „eine wirklich lahme Geschichte dieses Mal“) hielt sich die Waage mit Lob („habe gut gelacht“, „sogar noch besser als das Gebetszelt für muslimische Schüler in Radio Multikulti“). Ein Leser sattelte frech drauf mit der Behauptung, die „Lange Nacht der Großwildjagd“ sei Eigentum des Münsteraner Zoos und werde Berlin deshalb Millionen an Lizenzgebühren kosten – das zeige schon eine einfache Google-Recherche. Die einfache Google-Recherche ergab erwartungsgemäß die Haltlosigkeit dieser Behauptung ...

Vermisst wurde ein Aprilscherz über den Flughafen Tempelhof – den bekamen die scherzhungrigen Leser in der „Berliner Zeitung“ aufgetischt: Dort imaginierte man den Auftritt einer angeblich immens erfolgreichen chinesisch-portugiesischen Folksängerin, die den Flughafen zum geschlossenen Touristikkomplex mit Casino und Hotel nur für Chinesen umbauen will. Besonderer Bonbon für die gequälten Berliner Planer: Dafür sei nicht einmal Flugbetrieb erforderlich.

Im „Berliner Kurier“ ging man ans Berliner Eingemachte und schreckte mit der Meldung, der klamme Finanzsenator wolle den Vatertag abschaffen. Die „taz“ sah die BVG nach dem Streik in so großen Geldnöten, dass die Einstellung des U-Bahnverkehrs im zentralen Teil der Friedrichstraße unabwendbar sei; der stattdessen geplante Fahrradersatzverkehr stieß bei Umweltschützern schon auf Zustimmung. In eine ähnliche Richtung zielte eine Mitteilung des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf, man werde die Innenstadt komplett zur autofreien Zone erklären und eine Kennzeichnungspflicht für Fahrräder einführen. Möglich? Die abschließend geäußerte Hoffnung, auch der ADAC werde dem Plan zustimmen, demaskierte ihn klar als frei erfunden.

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