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Adlon

© Davids

100 Jahre Adlon: Champagner ohne Ende

Mit Festakt und Gala zelebrierte das Adlon gestern sowohl hundert als auch zehn Jahre Luxushotellerie. Die Bedeutung des Luxushotels erkannte man auch an der exquisiten Gästeliste.

Luftballons, vielleicht ein Clown und Süßigkeiten ohne Ende gehören dazu, wenn ein reiches Kind seinen zehnten Geburtstag feiert. Was ganz anderes ist es, wenn das Kind „Hotel Adlon“ heißt. Dann geht es nicht ohne einen sehr feierlichen Festakt plus abendlicher Gala ab. Das hat mit der Geschichte zu tun und der Tatsache, dass vor zehn Jahren am Brandenburger Tor zwar das neue Hotel Adlon aus der Taufe gehoben wurde, dieses aber ganz bewusst an die in diesem Jahr schon 100-jährige Adlon-Tradition anknüpft. Von jenem Oktobertag 1907, an dem der Kaiser samt Kaiserin und Prinzen und Prinzessinnen mit staunenden Augen durch das Hotel ging, das fließendes Wasser, elektrisches Licht und regulierbare Heizungen in den Zimmern hatte und also lauter Luxussachen, die in preußischen Palästen noch lange nicht Standard waren, kommt das Haus einfach nicht mehr los. Das bleibt offensichtlich bis heute PR-Verpflichtung und Qualitätsherausforderung zugleich.

Moderiert von Nina Ruge begannen die Feierlichkeiten gestern Morgen mit einem Reigen längerer Reden, der nur gelegentlich von klassischer Musik unterbrochen wurde. Sogar der sonst oft vorbildlich knackigkurz redende Regierende Bürgermeister badete sich in guten Wünschen für die anfangs mit Skepsis betrachtete Wiederbelebung einer Legende. Für ihn gehört das Adlon zu den führenden Hotels der Welt und ist „fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Berlin“. Die Kaiser sind zwar rar geworden, aber Könige und Königinnen, wie Beatrix von Holland, Silvia von Schweden und Harald von Norwegen quartieren sich häufig ein: „Ich freu mich immer, wenn ich hier Gäste abhole und mit ihnen durchs Brandenburger Tor gehe“, sagte Wowereit.

Zur Festgemeinde zählten unter anderem Walter Scheel, Eberhard Diepgen, Walter Momper, Klaus Staeck, John Kornblum, Hans-Dietrich Genscher, Hans Ottomeyer und Willy Weiland. Zwei Namen wurden immer wieder lobend erwähnt: der legendäre Kempinski-Manager Karl Theodor Walterspiel, der in den 60er Jahren Hedda Adlon die Rechte am Namen abgekauft hat. Und der langjährige Direktor Gianni van Daalen, der mit Frau Marylea aus Moskau angereist war und sogar eine Verneigung seines derzeitigen Nachfolgers Stephan Interthal bekam.

Anno August Jagdfeld, der mit dem Fundus-Fonds 31 gegen viele Widerstände den Neubau durchsetzte, lobte den Vorstand der Berliner Dresdner Bank, Rudi Puchta, der mit einer weihnachtlichen Leihgabe von 200 Millionen DM den Neubau erst möglich gemacht habe. „Wir sind das erfolgreichste Luxushotel Berlins“, sagte er selbstbewusst. Auch den Mut der Architekten Patzschke und Klotz zum Traditionellen sowie den Beitrag seiner Ehefrau Anne Maria hob er hervor und kündigte die Eröffnung eines japanisch-asiatischen Restaurants an der Behren-/ Ecke Wilhelmstraße an sowie den Umbau der Adlon-Stube zu einer „Weinhandlung Lorenz Adlon“. Aus Los Angeles war Felix Adlon angereist, der Ur-Urenkel des Gründers. Im Gepäck hatte er Familienanekdoten und Erinnerungsstücke.

Süßigkeiten ohne Ende? Dieses Geburtstagskind hat tatsächlich eine überdurchschnittliche Leistungsstatistik vorzuweisen. In den letzten zehn Jahren wurden im Adlon eine Million Gläser Champagner getrunken, 5000 Kilogramm Kaviar und 38 400 Torten verzehrt. Bei der abendlichen Gala arbeiteten die Gäste bei Austern, Hummern und Kaviar schon genießerisch an der Luxus-Statistik für den nächsten runden Adlon-Geburtstag.

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