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285 Stufen bis ganz oben: Die Siegessäule glänzt wieder

Anderthalb Jahre dauerten die Arbeiten, doch jetzt ist die Siegessäule fertig restauriert. Ab Samstag ist sie wieder für das Publikum geöffnet - täglich von 9.30 bis 18 Uhr.

An der Siegessäule ist alles Gold, was glänzt, versichert die Projektleiterin. Auch das Geländer auf der Aussichtsplattform? Auch das. Frisch vergoldet. Da schauen die Fotografen ungläubig auf ihre Handflächen, ob ein bisschen Goldstaub abgefärbt hat.

Die Siegessäule ist fertig restauriert und ab dem heutigen Samstag wieder für das Publikum geöffnet, täglich von 9.30 bis 18 Uhr. Aufmachen sollen auch das Café im Außenbereich und die Ausstellung im Sockel. Anderthalb Jahre dauerten die Arbeiten. Für insgesamt 4,3 Millionen Euro wurden alle Oberflächen von Graffiti und Schmutz befreit, neue Leitungen verlegt, die Zugangstunnel saniert und neu beleuchtet sowie ein Belüftungssystem eingebaut. Das Geld stammt überwiegend aus dem EU-Programm „Verbesserung der regionalen Wirtschafsstruktur“. Sightseeing ist eben auch Wirtschaft und muss gefördert werden. 200 000 Besucher im Jahr steigen die 285 Stufen zur Goldelse hinauf. Darunter sind auch ein paar Graffitisprüher. Um sie künftig abzuschrecken, hat das Bezirksamt Mitte zehn Videokameras im Treppenaufgang anbringen lassen. Weil die technische Aufrüstung des Monuments die Betriebskosten erhöht, wurden auch die Eintrittspreise leicht angehoben: statt 2 Euro 20 künftig 3 Euro.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) lobte die Siegessäule bei einer feierlichen Schlüsselübergabe als „Zeichen der Freude“ und ließ sich seine gute Laune nicht von einem Pfeifkonzert protestierender Polizisten trüben, die eine höherer Besoldung forderten. „Das sind meine ständigen Begleiter.“ Wowereit erinnerte daran, dass die französische Besatzungsmacht die Siegessäule einst sprengen wollte, vom Veto der Engländer aber gestoppt wurde.

Die Spuren des Krieges sind am einstigen Nationaldenkmal aber immer noch weiterhin sichtbar. Kleinere und größere Löcher an der der Granitverkleidung durch Schüsse oder Bombensplitter wurden nicht kaschiert. Auch fehlende Reliefplatten künden von den Wirren des Krieges. Nach wie vor ist unbekannt, was aus den verschollenen Platten geworden ist.

Vor allem die Erneuerung der Tunnelanlagen dürfte die Goldelse-Besucher freuen. Pfützen, schummriges Licht und schmutzige Wände sind passé. Der Beton der Tunneldecken und Treppen, entstanden 1938 beim Umzug der Säule vom Reichstag an den Großen Stern, wurde erstmals umfassend saniert. Nur aus der Luft erkennbar: Die Dächer des Säulenumgangs und der Tunnelhäuser haben eine Kupferdeckung erhalten, nachdem jahrzehntelang nur billige Dachpappe verwendet worden war.

An der Viktoria, den dänischen Kanonen, Rosetten, Zierleisten und Geländern wurde insgesamt nur ein Kilo Gold aufgebracht. Das ist ernüchternd wenig. 35 000 Euro kostet so ein Goldkilo, damit macht das Edelmetall ein Prozent der gesamten Baukosten aus. Die Goldelse, 40 Tonnen schwer, ist eben vor allem eine Bronzeelse, das sollte man bei allem Glanz nicht vergessen.Thomas Loy

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