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Abgewrackt: Die alten Schiffe verschwinden aus dem Urbanhafen

Es tut sich was im Becken im Landwehrkanal. Das Restaurantschiff „Van Loon“ wurde durch ein neues ersetzt und im Frühjahr soll der Urbanhafen wrackfrei sein.

Ein Hafen ist der Urbanhafen in Kreuzberg längst nicht mehr. Ein altes Schrott-Schiff rostet vor sich hin, im Winter warten Fahrgastschiffe auf die Saison, weiter hinten liegt das Restaurantschiff „Van Loon“. Nun tut sich was im Becken im Landwehrkanal. Nach 22 Jahren ist die „Van Loon“ verschwunden. Das 1914 gebaute Schiff wurde durch einen Zweimaster ersetzt, der Name übernommen.

Die neue, 31 Meter lange und 6,8 Meter breite „Van Loon“ haben die Eigentümer um Karsten Sahner extra bauen lassen in einer Werft in Eisenhüttenstadt, in Grünau wurde im Innern gearbeitet. Durch große Glaswände im Bug können die Gäste die Schwäne beobachten. 60 Plätze hat das neue Schiff, das alte bot Platz für 22 Leute. Den Vorgänger will Sahner als Barschiff an der Schlesischen Straße in die Spree legen, zum 100-jährigen Geburtstag des Schiffes im Jahr 2014.

Am östlichen Ende des Beckens wird die „Tau“ von Rost zerfressen. Sie wurde zur Heimat für Algen und Muscheln, während über Wasser Abenteurer und Graffiti-Sprüher das Wrack in Beschlag nahmen. Nach einem langen Verwaltungsverfahren haben sich Bezirksamt, Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) und Eigentümer darauf verständigt, den ausgedienten Kahn Anfang des Jahres abschleppen zu lassen. Den Liegeplatz der „Tau“ will das Bezirksamt zukünftig freihalten, um Lärm vorm Krankenhaus zu vermeiden.

Ein anderes Wrack, das ausgebrannte Restaurantschiff „Iskele“, wurde im Oktober nach langem Streit zwischen Eigentümer und Versicherung aus dem Urbanhafen geschleppt und in Königs Wusterhausen abgewrackt. Das ehemalige Theaterschiff „Tau“ liegt seit elf Jahren dort. Einst illegal hier befestigt, brannte es in der Vergangenheit immer wieder. Dass das Bezirksamt Friedrichhain-Kreuzberg das Wrack vor Jahren sperrte, kümmert kaum jemanden. Neben Künstlern, die den Kahn für Lichtinstallationen und Malereien aller Art nutzen, diente die „Tau“ vor allem als Kletteranlage, Trinkertreff und gerne als öffentliche Toilette.

Nachdem Ideen für eine Neunutzung gescheitert waren, ordnete das Ordnungsamt mehrmals die Beseitigung des Wracks an. Doch wer ist zuständig? „Wir liegen seit vier Jahren darüber im Klinsch mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt“, sagt Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne). Die Eigentümerfrage ist undurchsichtig und beschäftigte Gerichte. Aus Angst, auf den Kosten sitzen zu bleiben, argumentierte das WSA, ein Wrack am Ufer schränke den reibungslosen Verkehr nicht ein. So erklärte der Bezirk das Wrack zur „baulichen Anlage“, wodurch erneut die WSA ins Spiel kam. Als Eigentümer aller Schifffahrtswege kann die Behörde wie jeder private Grundbesitzer zur Beseitigung von Gefahrenlagen herangezogen werden. Im Frühjahr soll der Urbanhafen nun wrackfrei sein.

Im neuen Jahr soll zudem die „Dr. Ingrid Wengler“ beseitigt werden. Das Wrack liegt seit Oktober 1996 im ehemaligen Grenzkontrollhafen der DDR vor den Twintowers in Treptow. bud/spa

Van Loon, Carl-Herz-Ufer 7, Kreuzberg, ab 10 geöffnet. Tel. 692 62 93

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