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© dpa

Advent: Heiliger Bimbam!

Verruchte Travestie-Shows, Trendbasars, Geschunkel am Potsdamer Platz: Die Vorweihnachtszeit kann so herrlich unromantisch sein. Zehn Vorschläge zum ersten Advent

Die Vorweihnachtszeit hat begonnen. Zimtsterne, fromme Lieder und Glühweinzauber haben Hochkonjunktur. Dabei muss die Adventszeit gar nicht romantisch und besinnlich sein, es geht auch ganz anders. Zum Beispiel so:

EINKAUFEN

Normalerweise steht die Rütli-Schule ja nicht für heimelige Vorweihnachtszeit. Seitdem aber die Schüler eine Klamottenkollektion entworfen haben, dürfen sie auch zur Adventsstimmung beitragen. Am heutigen Sonntag kann man beim „Adventsshopping“ T-Shirts mit großem „Rütli“-Aufdruck und andere Neuköllner Kiezproduktionen kaufen. Mit einem Glühwein in der Hand an die Rütli- Schule denken – ein schöner Auftakt (heute von 12-20 Uhr, Pflügerstraße 11).


SCHUNKELN

Die „Winterwelt“ am Potsdamer Platz ist das Gegenteil eines romantischen Weihnachtsmarkts. Sie ist zu laut, zu hell, zu betrunken. Hier rasen Kinder die mobile Rodelbahn herunter, und für die Erwachsenen gibt es Eisstockschießen. Für die Unsportlichen lohnt ein Besuch in den Schmankerl-Hütten, die nach eigener Aussage eine echte schunkelige Après-Ski-Stimmung zaubern. Unweihnachtlich und anstrengend, aber gerade deswegen erholsam (bis zum 3. Januar täglich am Potsdamer Platz).


FEIERN 1

„Versaute Weihnacht“ heißt das Programm von Nina Queer und Brigitte Skrothum. Hier singen sie schmutzige Lieder und tragen Gedichte vor. Dazu bleiben dem Besucher wahrscheinlich die servierten Lebkuchen im Hals stecken, aber das soll wohl genau so sein („Versaute Weihnacht“ in der Bar „Zum schmutzigen Hobby“, Rykestraße 45 in Prenzlauer Berg. Termine: am 1., 8., 15. und 22. Dezember, Beginn ist jeweils um 21 Uhr).

FEIERN 2

„Wenn Ediths Glocken läuten“ – mit diesem Titel lockt heute die Show von Travestiestar Ades Zabel. Erzählt wird die Weihnachtsgeschichte der Prekariatsprinzessin Edith Schröder, die sich um wichtige Festfragen kümmert: Wie viele Atomkraftwerke muss die Regierung freischalten, um Freundin Juttas Weihnachtsstern am Leuchten zu halten? (19.30 Uhr im BKA-Theater am Mehringdamm 34, weitere Termine: www.bka-theater.de)


GUCKEN

Jeder Berliner Boulevard hat seine Lichterverzierung. Unter den Linden fragt man sich, wann der Schlitten des Weihnachtsmanns vorbeikommt, und am Ku’damm bleibt man bedächtig stehen. Inoffizieller vorweihnachtlicher Prachtboulevard ist jedoch die Neuköllner Hermannstraße. Hier sorgen die Anwohner für die richtige Weihnachtsatmosphäre – in ihren Fenstern. Nirgendwo sonst blinken so viele grelle Lichterketten und Elektrosterne und vermischen sich leuchtende Rentiere so hübsch mit der Neonröhrenreklame für den Dönerrabatt.


GRUSELN

Die düstere Jahreszeit ist die Hochsaison der Märchenhütte. Sie bietet am warmen Kamin „Märchen für Erwachsene“. Gruselig und bizarr. Und danach steht man da, im düsteren Nieselregen oder an der schwarzen Spree, die aussieht, als wäre sie aus Pech, und fragt sich, ob man hinter den Bäumen nicht ein Geräusch gehört hat (heute ab 19.30 Uhr im Monbijoupark, www.maerchenhuette.de).

VERSCHMÄHEN

Die Gruppe „Advent Conspiracy“ hat bei Facebook über 40 000 Mitglieder. Bei Weihnachten gehe es doch mittlerweile nur noch um Konsum. Nerven Sie doch die Leute mal wieder, stellen sich vor die Shoppingmalls und prangern an, wie Gänse gehalten werden, bevor aus ihnen der Braten wird. Oder wie dringend unsere Umwelt die Tannen benötigt, die wir in unser Wohnzimmer stellen. Verschießen Sie aber bitte nicht ihr ganzes Pulver, heben Sie was für die Silvester-Knallerei auf. Als Inspirationsquelle eignet sich „Das Weihnachtshasser-Buch“ von Dietmar Bittrich (5 Euro).

LAUFEN

In der Vorweihnachtszeit darf man zunehmen. Weil es nun mal Pflicht ist, mit Zimtsternen vorm Fernseher zu liegen und Sissi zu gucken. Wer das nicht mehr will, kann sich wehren: In vielen Berliner Bezirken gibt es Weihnachtsläufe. Zum Beispiel der Adventslauf in Gatow oder der Weihnachtslauf in Hohenschönhausen (www.achim-achilles.de).


MITMACHEN

Nichts kann die Vorweihnachtszeit mehr entromantisieren, als selber in einer roten Weihnachtsmannmontur aus Polyester oder im hauchdünnen Engelskostüm durch die Straßen zu stapfen. Denn die studentische Arbeitsagentur „Heinzelmännchen“ sucht wieder Personal. Die Auswahlkriterien sind hart: Liederstrophen müssen sitzen, Authentizitätsfragen frecher Kinder umschifft werden (www.studentenwerk-berlin.de).

KONSUMIEREN

Weihnachtsmarkt muss nicht immer Stricksocken und Weihnachtspyramide bedeuten. Beim „Holy Shit Shopping“ stellen junge Designer und Künstler ihre Artikel vor (12.+13. Dezember im Postbahnhof). Beim „Weihnachtsrodeo“ geht es ähnlich zu (6., 13. und 20. Dezember, im Rodeoclub, Oranienburger Str. 36). Nicht fehlen darf der Basar „TrendMafia“ (an den ersten drei Dezemberwochenenden, Brunnenstr. 64).

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