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Stadtleben: Als die 68er auf die Straße gingen

Später kandidierte er für das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, doch 1968 schlossen ihn die Sozialdemokraten erst einmal aus. Harry Ristock nämlich hatte es gewagt, auf der Straße gegen die USA zu demonstrieren.

Später kandidierte er für das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, doch 1968 schlossen ihn die Sozialdemokraten erst einmal aus. Harry Ristock nämlich hatte es gewagt, auf der Straße gegen die USA zu demonstrieren. Ein unmögliches Verhalten, wie die SPD fand. Es war der Höhepunkt der Studentenbewegung – der internationale Vietnamkongress, den der SDS im Audimax der TU am 17. und 18. Februar veranstaltete, hatte die Stadt extrem polarisiert – vor allem durch die große Demonstration der Studenten. Linke Sozialdemokraten, allen voran Harry Ristock, Alfred Gleitze und Erwin Beck reihten sich in die Demonstration ein, „um die Jugend nicht dem SDS zu überlassen“. Auf große Pappschilder hatten sie aufdrucken lassen: „Ich protestiere gegen den Krieg der Amerikaner in Vietnam. Ich bin SPD-Mitglied!“ Nur drei Tage nach der Vietnam-Demonstration rief der Senat zu einer Gegenkundgebung vor das Rathaus Schöneberg: 90 000 Menschen kamen. Auf vorproduzierten Transparenten war zu lesen: „Ristock und Beck müssen weg“. Einige Wochen später endete die Affäre mit dem Parteiausschluss der beiden populären Bezirksstadträte. Tsp

Am heutigen Dienstag findet um 19.30 Uhr im Bürgertreffpunkt im S-Bahnhof Lichterfelde West ein Zeitzeugengespräch statt: „1968: West-Berlin am Rande des Ausnahmezustands“. Mit dabei: der Ex-Regierende Bürgermeister Klaus Schütz und der Berliner SDS-Vorsitzende Tilman Fichter.

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