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Antik Affär: Schwedisch schön

In einem Familienladen im Charlottenburger Kiez werden Utensilien aus Skandinavien verkauft.

Patricia Loncle zählt nicht zu den gut 2600 in Berlin gemeldeten Schweden. Trotzdem zeigt die geborene Berlinerin mit französischem Vater seit elf Monaten in Charlottenburg schwedisch Flagge – an und in ihrem Laden „Antik Affär“ in der Wielandstraße 45.

Wo einst ein Deutsch-Thailändischer Kulturverein mit seinen auch tagsüber geheimnisvoll verhangenen Fenstern die Gerüchteküche im Charlottenburger Kiez brodeln ließ, bietet die gelernte Fotografin jetzt „Schönes & Kurioses“ aus Schweden an – Möbel, Spielzeug, Lampen, Glas und vieles mehr. Wen es in diesen grauen Wintertagen in die Wielandstraße verschlägt, der kann sich an der geradezu überquellenden Pracht schwedischer Heile-Welt-Requisiten kaum satt sehen. Und die hat nicht der weltweit möbelierende Schwede geliefert, sondern die Mutter der Ladeninhaberin im Land der Elche selbst gesammelt.

Die ehemalige Berliner Lehrerin war vor zehn Jahren nach ihrer Frühpensionierung mit ihrem Lebensgefährten nach Schweden ausgewandert. In das Land, in dem die Familie Jahr für Jahr begeistert Urlaub gemacht hatte – „sogar mit dem Traktor bis zum Nordkap“, erinnert sich Tochter Patricia Loncle an viele Ferien.

In Astrid Lindgrens Lönneberga-Land richtete sich ihre Mutter in einem Haus mitten im Wald ein – mit schönen alten Dingen, die man auf dem Land dort bis heute noch finden kann. Zum einen, weil kein Krieg etwas vernichtete, zum anderen, weil die Schweden nicht gern etwas wegwerfen. Die ausgewanderte Berlinerin erlag den zudem preiswerten antiken Verlockungen. Füllte damit erst ihr neues Heim, dann ein Ferienhaus. Als zu guter Letzt auch die Scheune aus allen Nähten platzte, kam ihr die Idee mit dem Laden in Berlin.

Hier testet nun Tochter Patricia, ob mit „Antik Affär“ aus dem Hobby eine Profession werden kann. „Eine geborene Händlerin bin ich nicht“, sagt die 39-Jährige. Den schnell gefundenen Stammkunden würde sie am liebsten die Sachen schenken. Und von manchen Dingen könne sie sich selbst nur schwer trennen. Beispielsweise von dem hölzernen Karussellpferd, das derzeit das in schwedisch weihnachtlichem Rot gestaltete Schaufenster ziert. Lange hält sich nichts im Laden. Sechsmal schon hat Patricia Loncle in diesem Jahr bei der Mutter in Schweden nachbestellt.

Auch Josef und Maria werden nicht lange in der Wielandstraße rasten, von betenden Engeln unter Sternen behütet. Etwa 130 Jahre hat der fromm-naiv bemalte Kerzenleuchter auf dem hölzernen Buckel. Angesichts dieses Alters darf der Josef schon mal etwas mitgenommen aussehen.

Heidemarie Mazuhn

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