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Aschenbrödel-Musical: Lebensziel: Prinzessin

Bei Heidi Klums Topmodel-Show schaffte es Wanda Badwal immerhin auf Platz 5. Jetzt spielt sie ihre erste Titelrolle – in dem familientauglichen Musical "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" im Schillertheater.

Im Hintergrund rasselt und scheppert es, als fahre dort soeben ein Zug ein. Nicht gerade ideale Bedingungen für ein Gespräch über Musik und Märchen. Doch man muss schon froh sein, wenn man Wanda Badwal dieser Tage überhaupt ans Telefon bekommt. Die 23-Jährige ist begehrt – und das, obwohl sie demnächst kein strahlendes Model mehr sein wird, sondern ein Aschenbrödel. Aber wurde nicht aus Aschenbrödel doch noch eine Prinzessin?

Wanda Badwals Leben erscheint ebenfalls fast wie ein Märchen. Geboren in Hamburg, hat sie sich schon als Kind gern verkleidet, an der Schule in Musicals mitgespielt und nebenbei gemodelt. Von da ging es direkt zur Hamburg Stage School of Music, Dance and Drama. Zu Beginn dieses Jahres, noch während des Studiums, nahm sie an Heidi Klums Show „Germany’s Next Topmodel“ teil und belegte immerhin den fünften Platz. Einem Zuschauer gefiel der von ihr dort gezeigte Elan besonders: Christian Berg, der sich selbst als „Bühnenarbeiter und Ideenfabrikant" sieht. Und jetzt ist sie die Hauptdarstellerin in seinem neuen Musical „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, das an diesem Mittwoch im Schillertheater Premiere hat. Und dabei hat Wanda Badwal erst im Juni ihren Abschluss gemacht.

Das Musical basiert auf einem beliebten tschechischen Kinderfilm von 1973. Der wiederum geht auf ein Kunstmärchen zurück, das die Prager Schriftstellerin Božena Nemcová (1820–1862) auf Grundlage des Grimm’schen Märchens schrieb. Die magische Funktion der Fee haben hier drei verzauberte Nüsse übernommen, durch die Aschenbrödel jeweils das richtige, für ihren Aufstieg zur Prinzessin entscheidende Kleid erhält.

Wanda Badwal will ein Aschenbrödel mit Ausstrahlung präsentieren: „Meine Figur wird nicht schüchtern und verhuscht sein, sondern selbstbewusst. Sie wird die ungerechte Rolle anprangern, in der sie steckt. Denn ihre Schwester wird ihr in allen Dingen vorgezogen.“ Besonders freut sie sich auf die Kinder im Publikum: „Die reagieren direkt mit ihren Gefühlen, rufen mitten rein, das ist alles wahnsinnig lebendig.“

In den Musicals von Christian Berg dürfte sie da bestens aufgehoben sein. Der 42-Jährige hat schon rund 20 Musicals mit literarischer Vorlage geschrieben – alle für Kinder. Er selbst bevorzugt allerdings das Wort „Familienmusical“, denn in jedem seiner Werke gebe es eine Subtextebene für Erwachsene. „Mein Anspruch ist, dass die Eltern nicht nur zufrieden rausgehen, weil es ihren Kindern gefallen hat.“ Er sei, behauptet er, der einzige Autor von Familienmusicals, dessen Aufführungen zu 60 Prozent von Erwachsenen besucht würden.

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ hat ihm gefallen, weil das Kunstmärchen von Božena Nemcová wesentlich mehr Details und Ausformungen enthält als der volkstümliche Stoff der Brüder Grimm. Und genau so wird das Stück dann auch auf die Bühne kommen: Realistisch und detailgetreu. Und weil einige Tage später, am 17. Dezember, auch noch die Neuauflage von Bergs Weihnachtsmusical „Der kleine Lord“ mit Eva Danner in der Hauptrolle und der Musik von Konstantin Wecker im Theater am Kurfürstendamm beginnt, spricht Berg schon mal humorvoll von „Bergfestspielen“, die diesen Winter in Berlin abgehalten werden.

Wenn „Drei Haselnüsse“ abgespielt ist, wird Wanda Badwal auf jeden Fall weiter modeln. Längerfristig aber möchte sie auch in Kinofilmen mitspielen, träumt von einer Rolle, wie der von Audrey Tautou in „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Einfach märchenhaft.

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, Schillertheater, Bismarckstr. 110, 3. bis 14. Dezember, Tickets unter Tel. 479 974 77; „Der kleine Lord“, Theater am Kurfürstendamm, 17. bis 31. Dezember, Tickets unter Tel. 88 59 11 88

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