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Auf ein GLAS mit: Marie Gruber im Café Savigny

Da sitzt sie ja schon, allein an einem der kleinen Tische im schlicht eingerichteten, hellen Raum des Café Savigny an der Charlottenburger Grolmannstraße.

Eine auf den ersten Blick eher unscheinbare Frau Mitte 50 mit freundlich-rundem Gesicht unter einer Pagenschnitt-Frisur.

Marie Gruber? Fast jeder hat sie wahrscheinlich schon einmal gesehen, auf der Leinwand oder dem Bildschirm. Bereits 28 Mal war sie die Kriminaltechnikerin Rosamunde Weigand im MDR-„Polizeiruf 110“. In „Das Leben der Anderen“ war sie dabei und in „Jerichow“. Im Film „Der Vorleser“, der im Februar auf der Berlinale läuft, wird sie neben Kate Winslet als ehemalige KZ-Aufseherin auf der Anklagebank sitzen – für ein paar Minuten. Und dann schaffte sie es gerade in eine der Endrunden des Deutschen Filmpreises – als Hauptdarstellerin in der Low-Budget-Produktion „Maria am Wasser“. Marie Gruber spielt kleine Rollen in großen Filmen und größere in kleinen Filmen. Daher erkennt man sie nicht gleich auf den ersten Blick, kennt nicht jeder ihren Namen.

Sobald sie allerdings anfängt, mit ihrer tiefen Altstimme zu erzählen, wirkt sie alles andere als unscheinbar. Sie sei schon eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit aus Pankow hier angekommen, erklärt sie gleich als Erstes. „Ich hab da ’ne Meise, ich bin oft überpünktlich.“ Beim Reden reißt sie ihre Augen weit auf – ein leicht vorwurfsvoller Blick: Eigentlich habe sie ja erwartet, dass ihre Gesprächspartnerin noch überpünktlicher als sie selbst da sei. Schließlich sei es doch besonders interessant, zu beobachten, wie jemand ankomme und den Mantel ausziehe, oder?

Ihren Milchkaffee hat sie schon fast ausgetrunken. „Eigentlich bin ich Teetrinkerin, aber im Café, da weeß ick nich’, da trink ich eben Kaffee.“ Dabei passt Unentschlossenheit gar nicht zu dieser burschikosen Frau, die beim Sprechen so energisch gestikuliert, dass man befürchten muss, sie werde gleich ihre Tasse umwerfen.

Seit über 30 Jahren ist sie Schauspielerin und offenbar gut im Geschäft, ist sie doch schon wieder auf dem Sprung: „Ick jeh gleich üben.“ Und zwar im Theater am Kurfüstendamm, dort spielt sie in der „Komödie im Dunklen“, die am 26. Januar Premiere hat. Doch nicht nur wegen der Proben verschlägt es die Pankowerin, die in Halle aufgewachsen ist, in letzter Zeit öfter in den tiefen Westen: Eine ihrer Freundinnen, ebenfalls Ost-Berlinerin, ist nach Charlottenburg gezogen. „Und hier quatschen wir uns manchmal aus – übers Leben und übers Arbeiten.“ Was sie so sehr am Café Savigny mag: „Dass es nicht viel größer als meine Küche ist“. Daniela Martens

Café Savigny, Grolmanstr. 53/54 in Charlottenburg, Telefon 32 89 06 61, täglich 9 bis 1 Uhr

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